Lars Penning
Filme aus dem Archiv –
frisch gesichtet
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Schrift in Bewegung“ heißt das Motto der Magical History Tour im November im Arsenal. Einer der ausgewählten Filme ist Alfred Hitchcocks „Psycho“ (1960) und der von Saul Bass gestaltete Titelvorspann, der das zentrale Thema der Zerrissenheit bereits in der Gestaltung aufnimmt: Abstrakte grafische Elemente zerschneiden die Filmcredits, wie auch der schizophrene Mörder Norman Bates (Anthony Perkins) später Janet Leigh in der Dusche des Motels mit einem großen Messer zerschnippeln wird. Auch das durchgehende Motiv einer Kombination von waagerechten und senkrechten Objekten – wie sie sich etwa in der Architektur von Norman Bates‘ steil aufragendem Haus („kalifornische Gotik“) und den flachen Motelgebäuden ausdrückt – ist in den horizontalen und vertikalen Linien des Vorspanns angelegt (OF, 2. 11., 20.30 Uhr, Arsenal).

Im Filmmuseum Potsdam widmet man sich in der Reihe „Meisterwerke non finito“ Filmen, die nicht in ihrer ursprünglich intendierten Form fertiggestellt wurden. Eines der nicht realisierten Projekte, das über die Jahre einen geradezu legendären Status erlangte, war Terry Gilliams seit Ende der 80er Jahre in Planung befindliche „Don Quixote“. Im Jahr 2000 hatte der Regisseur sogar einmal die Dreharbeiten aufgenommen, doch damals ging fast alles schief. Das zumindest zeigt die ursprünglich als Making-of gedachte Dokumentation „Lost in La Mancha“ (2002) von Keith Fulton und Louis Pepe: Ein gewaltiger Sturm, der die Kulissen hinwegfegte, und ein schwerer Bandscheibenvorfall von Jean Rochefort, der nicht mehr auf ein Pferd steigen konnte, waren die traurigen Höhepunkte. Mittlerweile hat Gilliam mit „The Man Who Killed Don Quixote“ (2018) tatsächlich einen Film zum Thema fertig bekommen: ein weiteres Plädoyer für die Kreativität der Fantasten und Verrückten. In dieser Hinsicht ist der heute 77-jährige Gilliam selbst ein Träumer geblieben – mit beachtlicher Beharrlichkeit (Lost in La Mancha (OmU), 3. 11., 18 Uhr, The Man Who Killed Don Quixote (OmU), 3. 11., 20 Uhr, Filmmuseum Potsdam).

F. W. Murnaus Gruselklassiker „Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens“ (1921) wird im Babylon Mitte mit Live-Musik vom Metropolis Orchester Berlin aufgeführt; zu hören ist dabei die neu bearbeitete Originalmusik von Hans Erdmann. Die unautorisierte Verfilmung des „Dracula“-Romans von Bram Stoker besticht vor allem mit seinen natürlichen Dekors und Außenschauplätzen, die wiederum eine Atmosphäre des Übernatürlichen erzeugen: Der – 1921 noch nicht als Genre definierte – Horror entsteht hier aus dem Alltäglichen (2. 11., 19.30 Uhr + 22 Uhr, Babylon Mitte).