„Göttingen“ ist ein Hit

Das 39. Europäische Filmfestival in der Uni-Stadt widmet sich schwerpunktmäßig dem aktuellen Kino aus Frankreich. Darunter sind zwei Filme über die Sängerin Barbara, die ein Lied über Göttingen geschrieben hat

Von Wilfried Hippen

Manchmal passt ein Film perfekt zu einem Abspielort. So wird die Dokumentation „Barbara – Chanson für eine Abwesende“ über die französische Sängerin Barbara am kommenden Freitag Abend im Göttinger Kino Lumière vorgeführt. Und genau dort, im damaligen „Jungen Theater“, soll sie 1964 ihr später sehr erfolgreiches Lied „Göttingen“ geschrieben haben.

2018 war der 20. Todestag der Sängerin, weshalb das Lumière am Mittwoch außerdem einen Spielfilm über ihr Leben zeigt: „Barbara“ von Mathieu Amalric, in dem sie von Jeanne Balibar verkörpert wird.

Das aktuelle Kino aus Frankreich bildet mit fünfzehn Filmen den Programmschwerpunkt des 39. Europäischen Filmfestivals Göttingen, auf dem auch Filme wie etwa „Frantz“ von Francois Ozon gezeigt werden, die schon älter sind und in größeren Städten in den Programmkinos zu sehen waren. Das Festival ist auf das örtliche Publikum zugeschnitten, und für dieses zählen weniger die Premieren sondern mehr die Gelegenheiten, gute Filme endlich auch in ihrer Stadt auf einer großen Leinwand sehen zu können.

Es fällt auf, wie viele der Filme von starken Frauen erzählen: „They paved paradise and put up a parking lot“, sang Joni Mitchell schon vor vielen Jahren und der isländische Regisseur Benedikt Erlingsson hat nun mit „Gegen den Strom“ (Freitag, 21.30 Uhr, Lumière) den passenden Film dazu gemacht.

Eine zwar raue, aber paradiesisch unberührte Landschaft auf Island soll durch die Aluminiumindustrie verschandelt werden. Doch dagegen wehrt sich die standhafte Halla, eine Frau in den Fünfzigern. Und ihr Feldzug gegen die Mächtigen in Politik und Wirtschaft wird hier spannend, märchenhaft, anrührend und komisch erzählt.

„Mary Shelley“ (Samstag, 1.12., 16.45 Uhr, Lumière) von Haifaa Al Mansour erzählt die Geschichte, wie die Titelheldin sich gemeinsam mit dem Dichter Lord Byron und anderen Freunden bei Regenwetter am Genfer See langweilte. Zum Zeitvertreib veranstalteten sie einen Wettbewerb, wer von ihnen die beste Horrorgeschichte schreiben würde.

Das Ergebnis war Mary Shelleys Roman „Frankenstein“. Doch im Mittelpunkt des Films steht Marys Liebe zu dem romantischen Dichter Percy Bysshe Shelley. Beide waren romantische Außenseiter, die ihre Familien verließen, um ihre Träume zu verwirklichen. Die böse Pointe dieser Romanze ist, dass alle ihren Mann für den Autor des Erfolgsromans hielten, weil eine damals 18-jährige Frau unmöglich soviel Fantasie haben könne.

In „Astrid“ (Samstag, 19 Uhr, Lumière) von Pernille Fischer Christensen wird noch eine weitere Autorin porträtiert, die eine literarische Figur erfunden hat, die so gut wie jeder kennt. Erzählt wird hier von den Jugendjahren Astrid Lindgrens. Pippi Langstumpf taucht noch nicht auf, aber man bekommt ein Gefühl dafür, wo ihr anarchistischer Übermut herkommt.

Filmfestival Göttingen, 23. November bis 2. Dezember