Hamburg bildet mehr Lehrer aus

Laut Schulbehörde hat die Stadt keinen Mangel, doch vorsichtshalber soll es mehr Referendariate geben

Die GEW kritisierte, die Aufstockung der Ausbildungsplätze allein reiche nicht aus. Die Attraktivität des Berufs müsse gesteigert werden

Hamburg will deutlich mehr Referendare ausbilden – und so einen Lehrermangel verhindern. „Wir werden die Zahl der Ausbildungsplätze in kurzer Zeit um über 40 Prozent erhöhen“, sagte Schulsenator Ties Rabe (SPD). So sollen jedes Jahr statt bisher 570 künftig 810 Lehrer ihr Referendariat abschließen können. Dadurch entstünden Kosten von 3,5 bis vier Millionen Euro pro Jahr.

Anders als in fast allen anderen Bundesländern gebe es erheblich mehr Bewerber als Referendariats-Plätze, sagte Rabe. Die Stadt sei sehr attraktiv, verbeamte zügig, zahle gut und biete bessere Aufstiegschancen als andere Länder. Doch er wolle nicht warten, bis das Problem des Bewerbermangels auch in Hamburg ankomme. Rabe: „Wir gehen in die Offensive.“

Die CDU-Fraktion erklärte, die Ankündigung des Senators komme reichlich spät. „Hamburg lebt seit Jahren bei der Lehrerausbildung auf Kosten anderer Bundesländer“, sagte die Schulpolitikerin Birgit Stöver. Auch mit dem erhöhten Kontingent werde Hamburg es nicht schaffen, seinen Bedarf von 1.100 Lehrern pro Jahr zu decken. „Dann fehlen auch künftig noch 300 Lehrer, die Hamburg in anderen Ländern abwerben wird“, sagte Stöver.

Die Schulbehörde legte eine andere Rechnung vor: Da die Pensionierungswelle in Hamburg bereits vorüber sei, gehe sie davon aus, dass künftig nur noch 750 bis 800 Lehrkräfte pro Jahr eingestellt werden müssten. Die Behörde habe weitere Maßnahmen ergriffen, um einen Lehrermangel zu verhindern. So könnten seit August einfacher als bisher pensionierte Lehrer über Stundenverträge in der Schule unterrichten. Referendare könnten ihr Stundenkontingent gegen Extra-Bezahlung aufstocken. Rabe betonte, dass ein Quereinstieg – also ein Referendariat ohne Lehramtsstudium – nur in Mangelfächern möglich sein soll.

Die Schulpolitikerin Sabine Boeddingshaus (Die Linke) nannte die Ankündigung „längst überfällig“, seien doch zurzeit 180 Stellen unbesetzt. Sie warf dem Senator vor, sich zu sehr am Finanzsenator zu orientieren. „Hätte er die Schulen im Fokus, würde er nicht Pensionäre aus dem wohlverdienten Ruhestand holen oder Referendare noch weiter belasten.“ Die GEW kritisierte, die Aufstockung der Ausbildungsplätze allein reiche nicht aus. Die Attraktivität des Berufs müsse gesteigert werden. (taz/dpa)