Powerbeere Sanddorn: Anspruchslos, dornig und vollgepumpt mit Gesundem

„Hoch stand der Sanddorn am Strand von Hiddensee, Micha, mein Micha, und alles tat so weh!“ Spätestens seit Nina Hagens Schlager „Du hast den Farbfilm vergessen“ ist bekannt: Der Sanddorn ist dornig. Das Ölweidengewächs wächst sowohl in Meeresnähe als auch im Gebirge. Seine ursprüngliche Heimat liegt in Asien. Seit der letzten Eiszeit ziehen sich die natürlichen Vorkommen des Sanddorns aber auch von Nordwestfrankreich, Südostengland, Belgien, Holland über die deutsche Nord- und Ostseeküste bis nach Litauen, Estland, Finnland und Norwegen.

Andere Stimmen behaupten, Alexander der Große (355 - 323 v. Chr.) habe den Sanddorn aus dem tibetischen/chinesischen Raum nach Europa gebracht. Wurden Pferde, die in den hohen Gebirgen schlapp waren, damit gefüttert, bemerkte man dieser Erzählung zufolge sofort eine deutliche Leistungssteigerung. Auch das Fell soll nach der Sanddorn-Kur geglänzt haben. Darauf wird der wissenschaftliche Name (Hippophae rhamnoides) zurückgeführt: Laut den Wissenschaftlern Gerhard Friedrich und Werner Schuricht setzt sich der botanische Gattungsname Hippophae aus den beiden griechischen Wörtern hippos (Pferd) und phaes (leuchtend) zusammen. Der Artname rhamnoides leite sich dagegen vom Wort rhamnus ab, was soviel wie Dorn bedeute.

Besonders häufig ist der Sanddorn an der Küste zu finden. Oft wurde er als Windschutz angepflanzt, um die Küste zu befestigen, denn seine weit verzweigten Wurzeln krallen sich tief in die Dünen. Im Sand bereitet dem Busch auch Humusmangel kein Problem. Der Strauch züchtet an seinen Wurzeln Bakterien, die Stickstoff aus der Luft gewinnen und ihn damit versorgen. Das Sonne liebende Gehölz ist ein Überlebenskünstler: Es gedeiht selbst auf völlig nährstoffarmen Kies- und Sandböden. Sengende Hitze, klirrende Kälte übersteht es genauso gut wie eisige Stürme und extreme Dürre.

Zitrusfrucht des Nordens, Powerbeere, Vitaminbombe – so wird der Sanddorn oft genannt. Die orangeroten Beeren des Sanddorns sind sauer und äußerst vitaminreich. Sie bieten ein großes Spektrum an Vitaminen, Spurenelementen und Mineralstoffen. Die Kombination der Inhaltstoffe und ihre Mengen werden von kaum einer anderen Obst- oder Gemüseart erreicht. Sanddornbeeren zählen deshalb (neben der Hagebutte) zu den vitaminreichsten Früchten Europas. Neben den Vitaminen A, B, C, E und K sowie den Mineralstoffen Kalzium, Magnesium, Mangan und Eisen enthält Sanddorn wichtige Fettsäuren.

Die Früchte und das daraus gewonnene Mark und Öl sind vielseitig einsetzbar: Nahrungsmittel wie Säfte, Liköre, Weine und Marmeladen werden hergestellt sowie Kosmetikprodukte, zum Beispiel Cremes, Seifen, Fruchtfleisch- und Kernöle. Sanddornöle werden vor allem in Russland und China auch als Heilmittel eingesetzt. Sehr umfangreiche und erfolgreiche Arbeiten zur medizinischen Nutzung der Sanddornöle erfolgten in der früheren Sowjetunion. Insbesondere bei Magen-Darm-Problemen sollen sie heilende Kräfte besitzen. Sie werden auch zur Hautheilung bei Quetschungen und Verbrennungen verwendet.Anke Schwarzer