Fans sollen Genossen werden

Der FC St. Pauli will eine Genossenschaft gründen

Reich werden wird niemand. „Was ich aber versprechen kann, ist eine emotionale Rendite“, sagte Andreas Rettig. Er ist Geschäftsführer des FC St. Pauli. Und der steckt mitten in den Plänen zur Gründung einer Genossenschaft. Auf der Jahreshauptversammlung Anfang des Monats erwähnte Vereinspräsident Oke Göttlich die Pläne erstmals. Jetzt wurden erste Details bekannt.

Akute Geldnot herrscht beim FC St. Pauli nicht. Der Verein verzeichnet in diesem Jahr das siebte Mal in Folge einen Konzerngewinn. Doch um auch künftig im Profifußballgeschäft mithalten zu können, muss sich der FC St. Pauli etwas einfallen lassen. Das Stadion im eigenen Besitz verursacht deutlich mehr Kosten, als es eine gemietete Spielstätte tun würde. Und die Konkurrenten nehmen ordentlich Geld ein, indem sie Konzernanteile oder den Stadionnamen verkaufen. Manche melden einfach ihre zweiten Mannschaften vom Spielbetrieb ab, um Geld zu sparen.

Das alles ist nicht St. Paulis Stil. Der Verein bleibt lieber unabhängig von finanzkräftigen Investoren. Der Stadionname ist per Mitgliederentscheid eh unverkäuflich. Es galt also, alternative Modelle zu finden, um Geld zu generieren, „ohne dabei unsere Prinzipien zu verkaufen“, sagte Rettig. Das Genossenschaftsmodell habe den Vorteil, dass es der Struktur eines Vereins sehr nahe komme. „Es herrscht Gleichberechtigung für alle Mitglieder, unabhängig von ihrem Kapitaleinsatz.“

Die Idee der Genossenschaftsgründung ist offenbar nicht neu. Der Verein hat sich bereits Unterstützung von „renommierten Experten“ geholt. Es gab Gespräche mit anderen Genossenschaften, bei der taz hat der Club allerdings bislang nicht um Rat gefragt. Die Satzung ist bereits in Arbeit.

Konkrete Zahlen nennt Rettig noch nicht. Aber es sei vorstellbar, dass bis zu 46 Prozent der Millerntor-Stadion Betriebs GmbH und Co. KG künftig von Genoss*innen gehalten werden. Den Wert der GmbH lässt der Verein derzeit noch ermitteln.

Frühestens im kommenden August werde die Genossenschaft auf den Markt kommen können. „Die Gründung ist aber noch nicht beschlossen“, sagte Rettig. Es gibt noch einige rechtliche und organisatorische Punkte zu regeln. Und die Partner, Mitglieder, Gremien und Fans sollen sich erst mal zu der Idee äußern. Bisher sei das Feedback sehr positiv.

Marthe Ruddat