Spektakuläre Summe

Mangelnder Eifer bei der Verfolgung von RaucherInnen kann Vorgesetzte bis zu 2.000 Euro kosten

bremen taz ■ Bald kann es vor Krankenhäusern, Schulen und Kindergärten so aussehen wie jetzt schon vor der Stadtbibliothek Am Wall: Dort stehen rauchende Bibliotheksbeschäftigte noch mindestens bis zum Ende einer „Modellphase“ im Dezember draußen auf der Straße, wenn sie sich eine anzünden. Was in der Bibliothek allerdings eine interne Dienstvereinbarung regelt, soll in Krankenhäusern, Tageseinrichtungen für Kinder sowie Schulen künftig das „Bremische Gesetz zur Rauchfreiheit“ regeln. In elf Monaten, zum kommenden 1. August, soll es in Kraft treten und nach fünf Jahren wieder auslaufen. Dann soll – wie in der Bibliothek schon zum Jahresende – eine ausführliche Evaluation stattfinden. Doch erst muss der Entwurf durch die Gremien, morgen diskutiert ihn die Gesundheitsdeputation – während andernorts erste Reaktionen Betroffener schon gemischt ausfallen. Vor allem, weil beispielsweise SchulleiterInnen, die die Einhaltung des Rauchverbots im Gebäude oder auf dem Gelände der Einrichtung bewusst oder fahrlässig nicht umsetzen, mit Bußgeldern bis zu 2.000 Euro belegt werden können.

„Bei aller guten Absicht, Nichtraucherinnen und Nichtraucher zu schützen“, sieht beispielsweise Schulleiter Helmut Zachau vom Schulzentrum Walle darin „viel Symbolik“. Die Auseinandersetzung mit der Zigarette als Einstiegsdroge – „von der man umso schwerer wegkommt, je jünger man anfängt“ – werde per Verordnung und Flyer bedauerlicherweise nicht wirklich befördert. Um im Wust der Verordnungen noch wahrgenommen zu werden, fielen deshalb wohl die angedrohten Sanktionen spektakulär aus. Zugleich sei die „repressive Variante“ im Alltag kaum durchzuhalten. In jedem Fall drohe sie, den Schwerpunkt der pädagogischen Arbeit zu verlagern.

„Mit der Gesetzesinitiative rennt man bei uns offene Türen ein“, sagt dagegen Karen Adamski von der Gesundheit Nord, der Holding der ehemals städtischen Kliniken. Entwöhnprogramme auch für MitarbeiterInnen seien ein ständiges Angebot. Schon bei der nächsten Sitzung der vier Klinikchefs stehe das Thema auf der Tagesordnung – was übrigens auch rauchende Vorgesetzte begrüßten. Der im Gesetzentwurf genannte Schutzgedanke – und damit ein generelles Rauchverbot in allen Räumen – werde begrüßt. Auch erwarte man die Ergebnisse einer Befragung zum Nichtraucherschutz an Bremer Kliniken.

Von überwiegend positiven Reaktionen – durchaus auch bei Rauchern – berichtet unterdessen der Personalratsvorsitzende der Stadtbibliotheken. Doch betont er ausdrücklich die Bedeutung einer Auswertung des Modellversuchs – der der Ex-Raucher gestern nicht vorgreifen wollte. ede