Weniger Amseln im Norden

Schleswig-Holsteins Naturschutzbund beobachtet Rückgang bei vielen Vogelarten. Schuld sind – auch – Pestizide

Zwischen Nord- und Ostsee leben nach Erkenntnissen von Naturschützern immer weniger Vögel. „Die Zahl der unterschiedlichen Vogelarten ist in Schleswig-Holstein im Siedlungsbereich deutlich höher als auf landwirtschaftlichen Nutzflächen“, so Ingo Ludwichowski, Landesgeschäftsführer des Naturschutzbundes (Nabu). „Insbesondere klassische Wiesenvögel wie Kiebitz, Feldlerche oder Grauammer gibt es heute gar nicht mehr oder die Zahl der Tiere ist sehr stark zurückgegangen.“

Ludwichowski geht davon aus, „dass der Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft einen maßgeblichen Einfluss auf die Höhe der Vogelbestände hat, weil ihnen dadurch einfach die Nahrungsgrundlage fehlt“. Bei Insekten sei ein Zusammenhang bereits nachgewiesen. Weniger ins Gewicht fällt demnach, dass die Tiere selbst vergiftet werden: Dem Nabu-Mann zufolge finden sie zu wenig Nahrung, wenn es darauf ankommt, nämlich „in der Zeit der Jungenaufzucht“.

In Siedlungsräumen kämen weniger Pestizide zum Einsatz, sagte Ludwichowski, allerdings gebe es dazu keine belastbaren Zahlen. Und doch hält der Naturschützer die dortige Situation für „möglicherweise besser als in Ackerbau-Gegenden“. Andererseits: Bei einigen Arten geht die Zahl der Tiere auch in den Dörfern und Städten zurück.

Zuletzt sind in Schleswig-Holstein weniger Amseln beobachtet worden. Allerdings falle der Rückgang mit etwa 6 Prozent gegenüber 2018 hier „deutlich niedriger“ aus als im Bundesschnitt, sagte Ludwichowski: Der liege bei mit 13 Prozent.

Neben dem Usutu-Virus dürfte der lange und trockene Sommer des vergangene Jahres zum Vogel-Verschwinden beigetragen haben: So ein Sommer sei gut für Arten, die auf Insekten oder auch pflanzliche Nahrung setzten, sagte Ludwichowski, also etwa Meisen, Haus- und Feldsperlinge, Rohrammern und Schafstelzen; nicht aber für Vögel, die „im Boden stochern“ müsste, um ans Futter zu gelangen – „und dazu gehört die Amsel“. Gute Nachrichten gibt es aber auch an Schleswig-Holsteins Himmel: Haus- und Feldsperlinge hätten „eine deutliche Zunahme“ gezeigt. (dpa)