Gekommen um Pop anzubeten

Heute startet die zweite c/o pop. Das Festival in Köln ersetzt die nach Berlin abgewanderte Popkomm. Die fünf Popjugendtage am Rhein feiern dabei ganz besonders die Kölner Soundschule für minimale, intelligent gemachte Maschinenmusik

VON OLIVER MINCK

Musik ist ja auch irgendwie eine Religion. Somit schließt die zweite Ausgabe des c/o pop-Festivals in Köln fast nahtlos an den katholischen Weltjugendtag an. Gesungen wird aber nicht mehr zur Wanderklampfe in Straßen oder U-Bahnwaggons, sondern in Clubs und auf Freilichtbühnen.

Aber Gesang steht bei der c/o pop ja ohnehin weniger im Vordergrund. Ihr prominentes Aushängeschild ist der „Sound Of Cologne“: Über die Landesgrenzen hinweg verheißen diese kölschen Töne popkulturell längst minimale, intelligent gemachte Maschinenmusik. Und so schwingen auf der c/o pop DJs und Produzenten das Zepter. Aber nicht nur: Offenheit ist König und der Pop kennt keine Grenzen. Im Programm haben auch ambitionierter Indierock und sogar klassische Töne Platz.

Nachdem sich die c/o pop im letzten Jahr über einen schwer zu überschauenden Zeitraum von 17 Tagen erstreckte, wurde diesmal drastisch komprimiert: Fünf Tage sind übrig geblieben. Ralph Christoph, der Programmgestalter des Festivals, findet aber, dass inhaltlich kaum Beschränkungen zu verzeichnen sind. „Es sind sogar Programmpunkte hinzugekommen, und auch der Kunstbereich wurde deutlich ausgebaut“, sagt der 36-jährige. „Die Leute bekommen so eine geballte Ladung Programm geliefert, da fällt auch die Entscheidung leichter, von außerhalb nach Köln zu kommen.“

Die Marschrichtung ist klar: Nach dem mit Hohn aber auch mit Wehmut kommentierten Weggang der Popkomm nach Berlin soll sich die c/o pop als ein zwar deutlich kleineres, aber umso feineres Festival mit überregionaler Strahlkraft etablieren. „Insgesamt wollen wir schon an die 40.000 Zuschauer erreichen“, hofft Ex-Spex-Redakteur Christoph. „Da zählen dann aber nicht nur die reinen Ticketverkäufe, sondern auch die Flaneure bei den Kunst-Installationen und die Besucher der kostenlosen Veranstaltungen.“

Um einen reibungslosen Ablauf zu garantieren, wurde versucht, die Kinderkrankheiten vom letzten Jahr zu beseitigen. Zur Labelnacht „Deutschlandreise“, auf der sich auch in diesem Jahr wieder 24 Elektronik-Labels in zwölf Clubs präsentieren, hatte 2004 der Shuttle-Bus-Service nicht richtig funktioniert. Manche Clubs waren vom Geschehen abgeschnitten. Christoph: „Es gibt jetzt eine rechtsrheinische und eine linksrheinische, sowie eine Verbindungs-Route. Zudem ist die Taktung viel schneller, die Verbindungen funktionieren unkomplizierter.“

Auch finanziell steht die c/o pop nicht mehr auf ganz so wackeligen Füßen. Die Stadt ist sich der Bedeutung und dem kulturellen Prestige des Festivals durchaus bewusst, sagt Christoph: „Die Kassen sind natürlich leer, dennoch haben wir begrenzt öffentliche Fördergelder bekommen. Auch die private Sponsorensituation hat sich gegenüber dem Vorjahr deutlich verbessert. Trotzdem: Um auf die schwarze Null zu kommen, sind wir weiterhin auf einen hohen Ticketverkauf angewiesen“.

Wer die c/o pop in vollen Zügen genießen will, ist am besten mit einem Festivaltickets gedient (69,- Euro plus Gebühren), das freien Zugang zu den meisten Veranstaltungen ermöglicht. Bei der Dichte und Qualität des Angebotes hat man so schnell eine Menge Geld gespart.

c/o pop: 24.-28.8., verschiedene Locations, www.c-o-pop.de