Rudern ohne Männer ist möglich

Hamburgs einziger rein weiblicher Club für Ruderinnen muss nicht mehr um seine Existenz bangen

Von André Zuschlag

Vor wenigen Monaten drohte dem Hamburger Ruderinnen-Club das Aus, nun scheint eine Lösung in Sicht: Weil der Verein keine Männer aufnimmt, sah das Hamburger Finanzamt eine Geschlechterdiskriminierung und entzog dem Verein die Gemeinnützigkeit. Eine Lösung in dieser paradoxen Situation scheint nun gefunden: Ein Adjektiv wird in der Satzung gestrichen.

„Die Lage hat sich jetzt deutlich verbessert“, sagt Sonja Braasch, 2. Vorsitzende des Clubs. Zuvor hatten sich die Ruderinnen mit Hamburgs Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) getroffen. „Ich bin zuversichtlich, dass wir einen Weg finden, der sowohl die Rechtsprechung des Bundesfinanzhofs als auch die praktischen Erfordernisse des Clubs berücksichtigt“, sagt Dressel. Zunächst wollen sich weder Finanzbehörde noch der Club zu den Details äußern, aber wie das Hamburger Abendblatt berichtet, soll die Vereinssatzung so geändert werden, dass zumindest theoretisch auch Männer Mitglied bei den Ruderinnen werden können. Wie der Verein damit später in der Praxis umgeht, wird sich danach zeigen.

Ermöglicht der Club laut Satzung allen Geschlechtern Zugang zum Verein, wäre die vorgeworfene Diskriminierung vom Tisch. Mitgliedsanträge dürften dann nicht mehr mit der Begründung abgelehnt werden, dies sei ein reiner Frauenverein. Denn bisher heißt es noch in der Satzung: „Der Club hat ordentliche, außerordentliche und jugendliche weibliche Mitglieder.“

Ende Februar hat der Verein eine Mitgliederversammlung, auf der die Streichung des Adjektivs beschlossen werden soll. Zusätzlich soll es Erklärungen zu den Funktionsbezeichnungen wie Kassenwartin geben, die dann für alle Geschlechter gelten.

Anfang vergangenen Jahres war der Brief des Finanzamts beim Ruderinnen-Club eingegangen, mit dem die Gemeinnützigkeit des Clubs aberkannt wurde. Weil laut Satzung nur Frauen Mitglied des Clubs werden dürfen, verstoße der Verein gegen das Gleichheitsgebot. Steuerliche Vorteile wären damit passé, Spenden können dann nicht mehr steuerfrei verbucht werden.

Dabei bezog sich das Finanzamt Hamburg-Nord auf ein Urteil des Bundesfinanzhofs. Ein nordrhein-westfälisches Finanzamt hatte einer Freimaurerloge die Gemeinnützigkeit aberkannt, weil dort nur Männer aufgenommen werden. Die Loge klagte, der Bundesfinanzhof bestätigte die Entscheidung – und machte deutlich, dass diese für alle Vereine gelte.

Damit fällt der Blick auch auf die anderen Hamburger Rudervereine. Noch immer gibt es zwei Clubs, die ausschließlich Männer aufnehmen. Als im vorigen Jahr ausgerechnet Hamburgs einziger Ruderinnenverein wegen der Geschlechterdiskriminierung um seine Existenz bangen musste, wirkte das paradox: Schließlich war der vor knapp 100 Jahren gegründet worden, weil Frauen in den anderen Vereinen nicht aufgenommen werden durften. Die Gründung des Frauenclubs war also ein emanzipativer Akt. Nur drei weitere selbstständige Clubs für Ruderinnen gibt es in Deutschland.

Anders als der Ruderinnen-Club müssen die rein männlichen Vereine wohl nicht um die Gemeinnützigkeit bangen. In deren Satzungen ist nur die Rede von „Mitgliedern“, und weil es keine weibliche Form des Wortes gibt, kann auch nicht auf eine Diskriminierung geschlossen werden.