Dackeldame gesucht

Beim Verlust eines Hundes ist der Schmerz groß. Betrüger nutzen das Leid aus, um Geld zu erpressen

Nur kurz ließ Gabriele Schwebig ihre Dackeldame Schnipsel beim Gassigehen am Havelufer vorlaufen. Doch dieser kurze Augenblick wurde ihr zum Verhängnis. „Schnipsel lief ins Schilf, um Wasser zu trinken, und tauchte nie wieder auf“, erzählt Tochter Maxi Schwebig. Weil ihre Mutter seit dem Verschwinden vor zwei Monaten so angeschlagen sei, organisiere sie nun die Suche nach der sieben Jahre alten Dackeldame. Neben dem Verlust des Hundes machten ihrer fast 70-jährigen Mutter vor allem Erpressungsversuche das Leben schwer, erzählt Tochter Maxi.

„Bereits viermal wurden wir von verschiedenen Personen aufgefordert, Geld zu zahlen, damit wir Schnipsel wiederbekommen“, berichtet die Studentin der Tiermedizin. In einem ­Schreiben habe es zum Beispiel geheißen: „Wenn du dich an die Bedingungen nicht hältst, ist dein Hund bald weg“, sagt Schwebig. 1.000 Euro sollte die Familie demnach zahlen. Ein weiterer vermeintlicher Finder habe angegeben, mit dem Hund bereits nach Österreich gereist zu sein. Nur nach Überweisung einer größeren Summe sei ein Transport nach Berlin möglich.

Schwebig und ihre Eltern gehen davon aus, dass es sich hierbei um Trittbrettfahrer handelt, die aus dem Leid der Familie Profit schlagen wollen. „Wir denken, dass der Hund eigentlich gestohlen wurde“, sagt Schwebig. Die Familie habe Suchhunde einsetzen lassen, die Schnipsels Fährte bis zu einem Parkplatz verfolgen konnten, erzählt die Studentin. „Dort hat wahrscheinlich jemand Schnipsel in seinem Auto mitgenommen.“

Betrüger werden im Internet fündig

Versuche, Geld zu erpressen, kennt auch der Verein Tasso, bei dem Halter ihre Tiere registrieren und markieren lassen können, sodass Finder die Halter schnell ermitteln können. „Die Betrüger durchsuchen im Internet systematisch Suchmeldungen zu vermissten Tieren, in denen private Kontaktdaten, insbesondere Telefonnummern der Halter, angegeben sind“, sagt Sprecherin Laura Simon.

„Unter gefälschten Telefonnummern rufen sie bei den Betroffenen an und geben vor, unter anderem im Auftrag von Tierkliniken, Tierheimen oder Rechtsanwälten anzurufen, zu denen das Tier gebracht worden sei. Der Halter könne es dort gegen eine Gebühr abholen“, erläutert Simon die Masche. „Auch das öffentliche Ausschreiben eines Finderlohns kann leider dazu beitragen, Betrüger auf den Plan zu rufen, sodass eine solche Vorgehensweise nicht zu empfehlen ist“, sagt Simon.

Auch die Schwebigs haben einen Finderlohn ausgesetzt – 500 Euro. Insgesamt habe die Familie schon rund 1.600 Euro ausgegeben – für die Suchhunde, Zeitungsanzeigen und Suchzettel, sagt die Tochter. Auf die Betrugsversuche sind sie aber nicht eingegangen.

„Wir haben Anzeige bei der Polizei erstattet, doch dort hat man uns keine Hoffnung gemacht“, sagt sie. Laut einem Sprecher der Berliner Polizei kommen Tierdiebstähle immer wieder vor, allerdings stellten sie kein größeres Problem dar. Erpressung könne ein Motiv sein. Zahlen zu Diebstählen oder auch Erpressungsversuchen nannte er nicht, da diese nicht zentral erfasst würden. Auch bundesweit gibt es keine Zahlen. Das Bundeskriminalamt verweist auf die Bundesländer. Anja Sokolow, dpa