Weil will Schlachthöfe überwachen

Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil will eine Bundesratsinitiative für Kameras in Schlachthöfen anstoßen

Die niedersächsische Landesregierung will eine Bundesratsinitiative zur Videoüberwachung in Schlachthöfen auf den Weg bringen. Das kündigte Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) bei einem Besuch des Schlachthofes der Böseler Goldschmaus-Gruppe in Garrel bei Oldenburg an. Damit reagiere das Land auf die Berichte über gravierende Tierquälereien in drei niedersächsischen Schlachthöfen. Tierschützer hatten heimlich gefilmte Aufnahmen veröffentlicht, in denen auch Veterinäre zu sehen waren, die bei Tierschutzverstößen nicht einschritten.

Auf eine Anfrage der Grünen antwortete die niedersächsische Landesregierung kürzlich, dass sie Schlachthöfe dazu verpflichten möchte, dass diese Kameras in den Bereichen aufhängen müssen, in denen die Schlachttiere noch leben. Die kommunalen Überwachungsbehörden sollen die Aufzeichnungen anschauen dürfen.

Miriam Staudte von den Grünen kritisiert den Vorstoß: „Sollte die Videoüberwachung tatsächlich kommen, fallen täglich tausende Stunden Videomaterial an“ sagt sie. Ohne zusätzliches Personal in den Veterinärämtern sei die Auswertung nicht möglich – zumindest, wenn nicht andere Kontrollaufgaben liegen bleiben sollten.

Kritisch reagierte auch der oldenburgische Regionalchef der Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten (NGG), Matthias Brümmer. „Das bedeutete eine Überwachung der Mitarbeiter“, sagte er. Der einzige Weg aus Sicht der Gewerkschaft zu mehr Tierschutz und sozialeren Arbeitsbedingungen sei die Abkehr vom großflächigen Einsatz von Werkvertragsarbeitern in der Fleischindustrie.

Böseler Goldschmaus hat im Kerngeschäft ehemalige Werkarbeiter fest eingestellt und baut für sie Wohnungen. Das Verhalten von Böseler sei vorbildlich, sagte Weil. „Wir wollen im Dialog mit den anderen Schlachthofunternehmen herausfinden, was sie daran hindert, denselben Weg einzuschlagen wie Böseler.“ Das Unternehmen hat im vergangenen Jahr angekündigt, dass es den wegen Tierschutzverstößen geschlossenen Schlachthof in Oldenburg übernehmen will. (dpa/taz)

taz salon zum Thema „Schöner töten“ über Tierschutz in Schlachthöfen am 12. Februar um 19 Uhr in Bremen, Kulturzentrum Lagerhaus