Obama wartet in Afghanistan erst mal ab

US-TRUPPEN Vor der Veröffentlichung des Wahlergebnisses wird nicht über eine Aufstockung entschieden

WASHINGTON taz | Mit seiner Entscheidung über mehr Truppen für Afghanistan will US-Präsident Barack Obama nun warten, bis dort das Wahlergebnis steht. Das signalisierte Obamas Stabschef im Weißen Haus, Rahm Emanuel, in US-Medien. Die Kernfrage sei nicht, „wie viele Truppen nach Afghanistan geschickt werden, sondern ob es dort einen glaubwürdigen Partner gibt, um dem afghanischen Volk die Sicherheit und die Unterstützung zu geben, die es braucht“. Dem TV-Sender CNN sagte Emanuel, es wäre verantwortungslos, die Truppen am Hindukusch aufzustocken, wenn nicht klar sei, dass sie irgendwann durch einheimische Kräfte ersetzt werden könnten.

Die Frage, ob Obama die zusätzlichen 40.000 Soldaten nach Afghanistan schickt, die sein Kommandeur Stanley McChrystal anfordert, beschäftigt die amerikanische Öffentlichkeit sehr. Sie lehnt den Krieg nach Umfragen mehrheitlich ab. Obama hat sich in den vergangenen Wochen fast täglich von Diplomaten und Militärs über die Lage in Afghanistan briefen lassen. „Wir haben hart analysiert und kommen jetzt in die Entscheidungsphase“, erklärte Außenministerin Hillary Clinton.

Das dauert vor allem den Republikanern viel zu lang. Sie kritisieren Obama dafür, dass er die bereits 68.000 in Afghanistan stationierten US-Soldaten zu lange im Regen stehen lässt. Die zögerliche Haltung aus Washington signalisiere den Taliban Unsicherheit. Der Princeton-Historiker und Buchautor Julian Zelizer sprach von einem drohenden „Jimmy-Carter-Syndrom“: „Ein Präsident kann über einen gewissen Zeitraum sorgfältig überlegend wirken. Wenn er die Zeitspanne überdehnt, steht er da wie ein Präsident, der harte Entscheidungen scheut.“ APAS