Südsee auf dänische Art

Fejø, das benachbarte Femø und Agersø mitten im Smålandsfahrwasser zwischen Dänemark und Schweden atmen Abgeschiedenheit und Ruhe. Die Insulaner werben im Fernsehen um Zuzügler, denen das Leben in Kopenhagen zu stressig ist

VON STEFFEN GRIMBERG

Es ist eine dieser typischen Gründergeschichten: Da lernen sich eine Krankenschwester und eine Fotografin beim Kellnern in einem 1-Sterne-Restaurant der Hauptstadt kennen, und irgendwann nach soundso vielen Schichten kommt spät am Abend nach reichlich Rotwein die Erleuchtung: Das können wir auch. Weil in der deutschen Gastronomie ganz schnell die Frage nach den DIN-genormten Mitarbeiterduschen – natürlich getrennt für Männlein und Weiblein – hochfliegende Pläne unsanft zu Boden bringt, ziehen Benedikte und Jessica einfach los. – Dänemark eben.

2005 geht ihr nur im Sommer geöffnetes Lokal Clara Frijs in die zweite Saison. Dass der Laden nach einer alten dänischen Birnensorte benannt ist, liegt hier auf der kleinen Insel Fejø nahe: Fejø und das benachbarte Femø waren früher die Obstplantagen für die weit entfernte, hektische Hauptstadt Kopenhagen.

Die Inseln der dänischen Südsee im Smålandsfahrwasser – zu ihnen gehört auch noch das weiter nördliche gelegene Agersø – atmen Abgeschiedenheit und Ruhe in einem fast schon beängstigenden Ausmaß. Eine knappe Viertelstunde ist es von Fejø und Agersø zum Festland, ein unschätzbarer Vorteil für Pendler aus der zwei Stunden entfernt liegenden Hauptstadtregion. Nicht dass die Inseln dadurch voll würden: 650 Menschen leben das ganze Jahr über auf Fejø, auch in der Hochsaison drängeln sich selten mehr als 500 bis 600 zusätzliche Urlauber auf dem 16 Quadratkilometer großen Eiland.

„In den letzten zwei Jahren sind 25 Familien mit jungen Kindern zugezogen“, erzählt die Lachsfarmerin Conny. Fejø wirbt im dänischen Fernsehen um Zuzügler, denen das Leben in Kopenhagen zu stressig wird. So können sich der Kaufmannsladen und die Schule halten, sogar ein Polizist schaut alle zwei Wochen mal für einen halben Tag vorbei.

Auch in Agersø „tobt“ das Leben, das Inselchen bietet darüber hinaus noch einen netten, kleinen Fischerhafen, Vogelwiesen und schöne Sandstrände an der Westküste. Fejø ist noch ruhiger: Ganze 150 Menschen bevölkern die nur wenig kleinere Insel, der Laden hat lediglich in der Sommersaison auf. 55 Fährminuten vom Festland entfernt leben hier noch gut zehn Bauernfamilien überwiegend von der Landwirtschaft.

Dabei ist Fejø verkehrstechnisch eigentlich seiner Zeit voraus: Neben dem Fejø Kro, dem Inselkrug, liegt ein fein gemähter Grasstreifen. Es ist der wohl kleinste Flugplatz Dänemarks.

Die Kros sind auch eine Art Bindeglied der Inseln: Die Krüge mussten nach dem Dekret der Krone als Rast- und Ausspannstation alle paar Kilometer an jeder wichtigen Straßenkreuzung stehen, und selbst die kleinsten Inseln bekamen so ein königlich privilegiertes Gasthaus. Heute bietet der Kro auf Fejø neben Luftanschluss und herzhaft-landestypischen Gerichten eine neue Hotelanlage mit Blick ins Grüne. Agersø Kro kombiniert ein stilvolles Gutshaus von 1773 mit herrlichem Park, modern-ambitionierter Küche und Wireless-Lan-Hotspot im Barbereich.

Auf Femø dagegen zeigt sich der Krug noch in ganz typischer Gestalt: als Kombination aus Kneipe und Bauernhof. Es gibt gerade mal vier Zimmer mit – höflich formuliert – rustikalem Charme. Dafür weckt einen morgens – genauer gesagt: sehr früh morgens – der Hahn. Und die Eier sind verdammt frisch.

www.visitdenmark.de, www.fejø.dk. Fährhafen für Fejø und Femø ist Kragenæs, Infos: Maribo Turistbureau (Torvet 1, DK-4930 Maribo, Tel. +45 54 78 04 96, www.turistlolland.dk), für Agersø (Fährhafen: Stigsnæs/Sjælland) unter www.visit eastdenmark.com