Nationalpark nur für Schafe

Brandenburg wechselt den Chef des Nationalparks Unteres Odertal aus. Der gebürtige Stettiner Romuald Buryn stand für konsequenten Naturschutz und für die deutsch-polnische Zusammenarbeit

VON UWE RADA

Dass der Umweltschutz in Brandenburg nicht mehr den Schutz von Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) genießt, steht bereits im Koalitionsvertrag zwischen SPD und CDU. Im ehemaligen Umweltmusterländle, heißt es dort, soll es keine über Bundesregeln hinausgehenden Vorschriften mehr geben. Nun wurde der neue Kurs der Landesregierung auch mit einer Personalentscheidung untermauert.

Kurz vor den Feierlichkeiten zum zehnjährigen Bestehen des Nationalparks Unteres Odertal wurde dessen langjähriger Leiter, Romuald Buryn, abberufen. Der gebürtige Stettiner stand für konsequente Naturschutzpolitik und eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit Polen. Schließlich gilt das Untere Odertal auch als deutsch-polnischer „Internationalpark“.

Offiziell begründet das Potsdamer Umweltministerium die Ablösung Buryns, der das Amt seit 1997 innehatte, mit einer Neuausschreibung der Stelle. „Im Zuge der Neuorganisation des Landesumweltamtes wurden 41 Referatsstellen neu ausgeschrieben. Da durfte es keine Erbhöfe geben“, sagte Ministeriumssprecher Jens-Uwe Schade.

Inoffiziell wird die Entscheidung als Paradigmenwechsel der brandenburgischen Umweltpolitik gewertet. „Dieser Verdacht liegt nahe“, so Cornelia Behm, Potsdamer Bundestagsabgeordnete der Grünen. „Mit der Ablösung von Buryn ist die Landesregierung nicht dem Vorurteil entgegengetreten, der Naturschutz behindere die Wirtschaft.“

Darüber hinaus, so Cornelia Behm, sei die Zusammenarbeit mit Polen nicht Bestandteil der Ausschreibung gewesen. In der Tat spricht der designierte Nachfolger Buryns, der bisherige Leiter der Naturwacht und gelernte Förster Dirk Treichel, kein Polnisch.

Hintergrund der Ablösung Buryns ist ein jahrelanger Streit zwischen Nationalparkverwaltung und Landwirten. Insbesondere gegen die gesetzlich vorgeschriebene Ausweisung von 50 Prozent der gesamten Fläche als Totalreservat liefen Landwirte, aber auch SPD-Politiker in der Uckermark Sturm. Entsprechend zufrieden ist der SPD-Landtagsabgeordnete Mike Bischoff, einer der Wortführer der Nationalparkgegner. Er erhoffe sich nun ein Ende der Querelen um das Großschutzgebiet, so Bischoff.

Mit seiner Hoffnung liegt Bischoff womöglich gar nicht falsch. Schließlich läuft die ebenfalls im Koalitionsvertrag vereinbarte Novellierung des Nationalparkgesetzes auf Hochtouren. Zwar versichert Ministeriumssprecher Schade, Umweltminister Dietmar Woidke (SPD) werde an der Marke 50 Prozent Totalreservat nicht rütteln. Naturschützer befürchten allerdings, dass Potsdam die Flächen in seinem einzigen Nationalpark nur pro forma ausweist, auf eine Umsetzung aber verzichtet.

Um eine Lösung der Konflikte bemüht sich unterdessen auch die Opposition. „Nationalpark und Landwirte müssen wieder an einen Tisch“, sagt die PDS-Fraktionschefin Dagmar Enkelmann. Einen Rollback in der Umweltpolitik, warnt allerdings auch Enkelmann, dürfe es nicht geben.