Prügel für den Exkameraden

VERTRAUENSPERSON Naziskin Thomas S. war Blood-&-Honour-Aktivist, Lover von Beate Zschäpe, NSU-Unterstützer – und Informant der Berliner Polizei. Er will die Szene vor Jahren verlassen haben

BERLIN/HAMBURG taz | Thomas S. kennt Uwe Mundlos und Beate Zschäpe schon lange. Zum ersten Mal traf er die Jenaer Anfang der 1990er Jahre auf einem Konzert der Neonaziband Oithanasie. Mehrfach seien sie dann gemeinsam auf Konzerten gewesen, auch Uwe Böhnhardt war später dabei. Die drei hätten sich über das „Scheißgesaufe“ aufgeregt, sagte S. gegenüber Ermittlern aus. „Wir wollten feiern und Konzerte besuchen, aber die drei waren eher politisch aktiv.“

Unpolitisch war Thomas S. beileibe nicht: Er war einer der führenden Köpfe des neonazistischen Blood-&-Honour-Netzwerks in Sachsen, in Chemnitz war er in der Skinheadgruppe 88er aktiv. In den 1990ern wurde er mehrfach verurteilt, unter anderem wegen Beihilfe zur versuchten schweren Brandstiftung und gefährlicher Körperverletzung. Als er im Gefängnis saß, bekam er Post vom Trio, und nach seiner Entlassung wurde er Zschäpes Liebhaber. Es sei eher ein „loses Verhältnis“ gewesen, so S. „Ich hätte mir damals gern mehr gewünscht mit Beate.“

S. half den dreien. Vor deren Untertauchen 1998 beschaffte er ihnen Sprengstoff. Danach soll er ihnen eine Wohnung in Chemnitz organisiert haben. Die Bundesanwaltschaft vermutet, dass er auch später mit dem Trio in Kontakt blieb. Beweisen kann sie das bisher freilich nicht. Die Sprengstofflieferungen, die S. zugegeben hat, sind – genauso wie die Wohnungsbeschaffung für den NSU – längst verjährt.

Thomas S. organisierte nicht nur Konzerte, sondern war auch an der Produktion von CDs beteiligt. Im Verfahren um die später verbotene Naziband Landser wurde im Jahr 2000 ermittelt, dass S. zusammen mit dem ebenfalls als NSU-Helfer beschuldigten Jan W. den illegalen Vertrieb der CD „Ran an den Feind“ organisierte. 9.000 bis 10.000 Euro soll er selbst zur Produktion beigesteuert haben. Dass S. damals aussagte – zuerst als Informant gegenüber der Bundesanwaltschaft, dann auch offen als Zeuge –, kam bei seinen Kameraden gar nicht gut an. Auf einem Konzert verteilten sie Kopien seiner Vernehmung, er selbst wurde verprügelt.

Um diese Zeit fing S. an, mit der Berliner Polizei zusammenzuarbeiten. Fragen wirft auf, wieso er so lange als „Vertrauensperson“ geführt wurde. Nach eigenen Angaben ist Thomas S. „seit Frühjahr 2001 aus der rechten Szene raus“. SEBASTIAN ERB, ANDREAS SPEIT