Das Desaster geht immer weiter

Die ehemalige HSH Nordbank entlässt die Hälfte der Beschäftigten, die Filiale Kiel wird zerschlagen

Von Sven-Michael Veit

Die Zerschlagung der einstigen HSH Nordbank geht weiter. Bis Mitte 2021 soll fast jeder zweite Arbeitsplatz entfallen, kündigte Vorstandschef Stefan Ermisch am Donnerstag bei der Vorlage der Bilanz in Hamburg an. Von zurzeit gut 1.700 Arbeitsplätzen würden rund 750 gestrichen. Besonders betroffen ist die Filiale in Kiel, wo von mehr als 600 nur noch 235 Stellen übrig bleiben sollen. Am Hauptsitz Hamburg bleiben entsprechend ungefähr 720 Stellen. Ein Sozialplan und Interessenausgleich mit dem Betriebsrat seien bereits unterzeichnet worden, erklärte Ermisch.

In zwei Jahren sollen der Umbau der Bank, die jetzt Hamburg Commercial Bank (HCOB) heißt, und der Personalabbau abgeschlossen sein. Dann würde das Kreditinstitut in den Kreis der privaten Banken aufgenommen. Das Ziel sei, „eine ganz normale Bank“ zu werden, sagte Ermisch. Hamburg und Schleswig-Holstein hatten ihre hochverschuldete Landesbank auf Druck der EU-Kommission am 28. November vorigen Jahres für rund eine Milliarde Euro an einen US-Investmentfonds verkauft.

Für eine Schadenssumme zwischen 10,8 und 14 Milliarden Euro müssen die beiden Länder aufgrund von Garantieerklärungen gemeinsam aufkommen. Die Nordbank musste in der weltweiten Finanzkrise mehrfach mit Steuergeld gerettet werden. „Ein Mahnmal unverantwortlicher Finanzpolitik“ hatte Hamburgs Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) die HSH Nordbank beim Verkauf genannt. „Durch eine verantwortungslose Expansionsstrategie ist aus einer kleinen Landesbank ein Milliardengrab geworden“, sagte seine Kieler Amtskollegin Monika Heinold (Grüne). Das sei „ein Desaster, das sich nicht wiederholen darf“.

Die Zeche für das Desaster zahlen die Steuerzahler der beiden Nordländer und die Beschäftigten.