Hilfe und Selbsthilfe

Im Oxfam-Shop wandert über die Theke, was andere nicht mehr benötigen. Das hilft Menschen in Not – und die sind oft näher, als man glaubt

Bremen taz ■ Eckhard Koch ist seit Anfang an dabei. Im Oxfam-Shop in der Knochenhauerstraße verkaufen er und 46 Kollegen Kleidung, Bücher und Haushaltswaren. Sie arbeiten ehrenamtlich und erwirtschaften Geld für einen guten Zweck.

Oxfam ist eine internationale Hilfsorganisation, die der weltweiten Armut entgegen wirken will. In den Shops werden Sachspenden gesammelt und zu günstigen Preisen verkauft – ein T-Shirt ist ab zwei Euro zu haben. Was der eine nicht mehr braucht, soll anderen helfen. Die Gewinne verwendet Oxfam für Nothilfe, Entwicklungsprojekte und Kampagnen. Die Versorgung sudanesischer Flüchtlinge im Tschad ist dabei genauso wichtig wie politische Bildungsarbeit in Serbien.

Das Bremer Geschäft gibt es seit gut einem Jahr – als eines von 22 in Deutschland. Eckhard Koch stieß über einen Zeitungsbericht dazu. Der 55-jährige kommt aus Rostock. Nach einer Fortbildung an der Abendschule hat sich der gelernte Schlosser selbstständig gemacht. Zweieinhalb Jahre ging das gut. Danach kam die Pleite. Seine Frau ist vor zehn Jahren gestorben. Um nicht allein zu sein, zog er zu seiner Tochter an die Weser. In Lahausen teilen sich beide nun ein Reihenhaus.

Beim Arbeitsamt hatte er keinen Erfolg. „Ich hätte auch die Straße gefegt“, sagt er – und bekam doch keinen Job. Nun lebt er von einer Witwenrente und hilft im Oxfam-Geschäft. Fahrtkosten bekommt er ersetzt und fünf Euro Verpflegungsentgelt pro Tag, wenn er offiziell eine ganze Schicht übernimmt.

Doch Eckhard Koch ist häufiger da als er muss, fast jeden Tag. Andere kommen ein- oder zweimal die Woche. „Zu Hause sitzt man doch nur die ganze Zeit vor dem Fernseher“, begründet er seinen Einsatz. Es sei ein gutes Gefühl im Geschäft zu arbeiten. „Man ist glücklich“, sagt Eckhard Koch – und so sieht er auch aus.

Fast alle Mitarbeiter des Oxfam-Shops sind Rentner. „Viele hatten Probleme damit, aus dem Beruf rauszugehen“, erläutert Ilse Dettweiler-Martens, ehemalige Leiterin des Geschäfts. Nun sortieren sie die gespendete Kleidung, zeichnen Porzellan aus und überprüfen die entbehrten Spiele auf Vollständigkeit. Und verkaufen. Ob der Umsatz hoch genug ist, um die Miete in der 1b-Lage zu bezahlen und ausreichenden Gewinn zu erzielen, will Oxfam nicht sagen. „Wir wollen unsere Mitarbeiter nicht demotivieren“, drückt sich ein Mitarbeiter der Zentrale aus. Wichtig seien das Gesamtkonzept und die öffentliche Präsenz.

Das Lager des Bremer Ladens ist dreimal so groß wie der Laden. Hinter dem Verkaufsraum und im Keller verbergen sich Schätze: Markenröcke aus Geschäftsauflösungen zum Schnäppchenpreis, Kaffeekannen, die auch ein Antiquitätenhändler im Sortiment haben würde, und Bücher aller Art. Ein besonderes Stück ist dabei: ein mit Perlen besticktes Hochzeitskleid. „Eine Frau hat es vor ein paar Monaten gebracht“, erzählt Koch, „100 Euro soll es kosten. Nur will sie nicht, dass wir es ins Schaufenster stellen.“

Saskia Richter