Alle sollen bei Energiewende mitreden

ÖFFENTLICHKEIT Netzagentur wirbt für mehr Bürgerbeteiligung an der Planung neuer Stromtrassen

BERLIN taz | Aus der geringen Bürgerbeteiligung bei der Planung neuer Stromtrassen will die Bundesnetzagentur nun Konsequenzen ziehen. „Es ist zu wenig bekannt, dass wir einen völlig neuen Weg beschreiten“, sagte Netzagentur-Chef Jochen Homann am Donnerstag. In den kommenden zwei Monaten will er unter anderem sechs öffentliche Veranstaltungen organisieren, um die Bürger für den Ausbau des Energienetzes zu interessieren.

3.800 Kilometer neue Höchstspannungsleitungen schlagen die Netzbetreiber vor, darunter 2.100 Kilometer Gleichstromkabel, die den Windstrom von Nord- und Ostsee nach Süddeutschland bringen sollen. Alle Einwohner, Verbände und Initiativen konnten ihre Bedenken in den vergangenen Monaten bei den Betreiberfirmen zu Gehör bringen. Doch nur gut 2.000 Briefe und Mails gingen ein. Etwas geändert hat diese Form der Bürgerbeteiligung an der Planung bisher allerdings nicht.

Jetzt soll mehr Werbung gemacht werden. „Wir wollen eine breite Öffentlichkeit erreichen. Bürger, Verbände und Umweltorganisationen sind gefragt, beim Netzausbau mitzureden, mitzumachen und so aktiv die Energiewende zu gestalten“, sagte Homann. Die Netzagentur muss die Vorschläge der Netzbetreiber prüfen und schließlich genehmigen. Die Konsultation der Bürger läuft bis zum 2. November. Jeder kann bis dahin seine Kritik bei der Netzagentur einreichen.

Wie ergebnisoffen die Veranstaltung ist, wird sich zeigen. Von 50 neuen Teilprojekten der Unternehmen zum Trassenbau halte die Netzagentur bereits jetzt 13 für „bestätigungsfähig“, sagte Homann. Darunter seien auch „wesentliche Teile“ der Nord-Süd-Leitungen. Über deren Bau sei aber noch keine Entscheidung gefallen. Unter anderem am Bedarf für diese Nord-Süd-Leitungen entzündet sich die Kritik. Experten empfehlen, jetzt nicht alle Trassen zu genehmigen, die die Betreiber haben wollen. Stattdessen solle man in einigen Jahren prüfen, welche dann wirklich notwendig seien.

Die Regierung will noch 2012 ein Gesetz für die Trassen durch den Bundestag bringen. Darin enthalten: grobe Korridore, in denen die Leitungen verlaufen. Diese Planung soll im kommenden Jahr präzisiert werden.

HANNES KOCH

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