Linie 1: Lohse widerspricht sich

VERKEHR Die SPD hat gegen die Tram-Verlängerung gestimmt. Abhängig gemacht hat sie die Entscheidung von einer Aussage des Bausenators

Das Verkehrsprojekt ist in Huchting ausgesprochen unbeliebt

Kann die Straßenbahn-Linie 8 nach Weyhe auch dann gebaut werden, wenn der Ausbau der Linie 1 nach Huchting gestoppt wird? Auf diese Frage hat der grüne Bremer Verkehrs- und Umweltsenator Joachim Lohse zwei Antworten. Ja, heißt es in einem Schreiben vom 28. August an die die SPD-Fraktion. „Grundsätzlich“ sei der alleinige Bau der Linie 8 „förderfähig“ durch das Bundesverkehrsministerium und damit für Bremen bezahlbar. Diese Aussage wiederholte er am Montag in einer Sitzung der SPD-Fraktion, woraufhin diese für den Ausbau der Linie 8, aber mit 14 zu 13 Stimmen gegen den Ausbau der Linie 1 stimmte. Der Grund: Das Verkehrsprojekt ist in Huchting ausgesprochen unbeliebt, viele Huchtinger wollen lieber die Buslinie behalten. Deshalb, so erklärte es gestern der SPD-Fraktionssprecher André Städler, hätten sich viele Mitglieder der SPD-Fraktion gefragt, warum Bremen in den Ausbau der Linie 1 investieren solle.

Die Antwort bekamen sie gestern, einen Tag später. Da nämlich ließ der Umweltsenator seine Pressesprecherin Brigitte Köhnlein bei der taz und anderen Medien anrufen und Lohses Aussage korrigieren. „Nein“, hieß es jetzt, der Ausbau der Linie 8 hänge an dem der Linie 1. Es sei möglich, dass das Bundesverkehrsministerium seine Förderzusage – die für beide Linien getroffen wurde – zurückziehe und verlange, dass Bremen einen neuen Antrag nur für die Linie 8 nach Weyhe stelle, sagte Lohses Sprecherin Köhnlein.

„Das heißt, dass wir uns mit unserem Antrag wieder ganz hinten anstellen müssen und nicht wissen, ob wir das Geld dann vom Bund überhaupt bekommen“, sagte gestern dazu Matthias Makosch, Pressesprecher der Grünen. Seine Fraktion halte daher am Ausbau beider Linien fest und hoffe, dass der Koalitionspartner – die SPD – seine Entscheidung rückgängig mache. Dass Lohse das Problem erst gestern so deutlich gemacht hätte, habe mit einer „unglücklichen Formulierung“ in seiner schriftlichen Antwort an die SPD zu tun. Warum Lohse dies allerdings auch am Montag in der Fraktionssitzung der SPD nicht geradegerückt hatte, blieb unklar. Möglich ist, dass er nicht damit gerechnet hatte, dass die SPD sich jetzt gegen die Linie 1 ausspricht – die seit den 90er Jahren geplant wird.

Die Huchtinger Bürgerinitiative, die sich gegen die Planungen zur Linie 1 einsetzt, begrüßte gestern in einer Pressemitteilung den SPD-Beschluss. Unzufrieden ist sie aber damit, dass sich sowohl die SPD als auch die Grünen dafür ausgesprochen haben, aus Kostengründen die Straßenbahn auf einer alten Bahntrasse fahren zu lassen. Die Bürgerinitiative und auch die Grünen im Huchtinger Beirat möchten, dass die Straßenbahnschienen auf die Kirchhuchtinger Landstraße gelegt werden.

Die CDU forderte gestern die SPD auf, „zur Vernunft zurückzukehren und sich für den anwohnerverträglichen Ausbau beider Linien einzusetzen“. EIB