Die Schöne ist fast angekommen

Die Prominente aus dem alten Ägypten bezog gestern im Alten Museum Quartier. 2009 soll sie ein letztes Mal umziehen, dann endgültig in das runderneuerte Neue Museum. Dorthin, wo in den 20er-Jahren Deutschland Nofretete kennen lernte

Für die zeitlos attraktive Ägypterin – Nofretete bedeutet „Die Schöne ist gekommen“ – hat sich der Umzug gelohnt. Nach ihrem kurzen Gastaufenthalt am Potsdamer Platz kam sie in Begleitung zahlreicher Exponate des Ägyptischen Museums gestern auf der Museumsinsel an.

Ab heute residiert sie in einem der prominentesten Museen der Stadt und hat ein Zimmer fast für sich allein. Im Alten Museum, ihrer neuen Adresse, wird sie zur Rechten lediglich umgeben von zwei Statuetten, die sie und ihren Gemahl Echnaton darstellen. Zu ihrer Linken von einem Wandrelief, das die eigene Familie abbildet. Hier, im Mittelsaal der Nordgalerie, richtet sie ihren einäugigen Blick durch das kugelsichere Vitrinenglas.

Natürlich überstrahlt die Dame nach wie vor alle anderen Skulpturen, Figurinen und Schätze der Sammlung. Aus dem Dunkel des Charlottenburger Stülerbaus, der von 1967 bis März dieses Jahres ihre Heimstatt war, zog sie nun ins Tageslicht, das in das Obergeschoss des Alten Museum am Lustgarten einfällt. Bleiben wird sie nur vier Jahre, dann soll Nofretete, gemeinsam mit allen Exponaten des Ägyptischen Museums und der Papyrussammlung, ins bis dahin renovierte Neue Museum ziehen.

Der Ort ist die historische Heimat der Nofretete in Berlin. Die 1912 ausgegrabene Frau und Hohepriesterin des Pharaos Echnaton war an diesem Ort seit 1923 ausgestellt worden. Die 3.300 Jahre alte Kalksteinbüste wurde in den Kriegswirren 1943 in der Saline Kaiserroda im Harz versteckt, wo sie zunächst von amerikanischen Truppen konfisziert wurde. Dann wanderte sie nach Frankfurt, von dort nach Wiesbaden und kehrte erst 1956 zurück in das geteilte Berlin.

Nofretete ist seit gestern strategisch gut in Position gebracht. Der Besucher erblickt sie bereits von Ferne, sobald er den oberen Treppenabsatz im Alten Museum erklommen hat.

VERONIKA DE HAAS