„Land unter“ bei P + S-Werften

SCHIFFBAU Einer der größten Arbeitgeber Mecklenburg-Vorpommerns meldet Insolvenz an. Land und Bund drehen den Geldhahn zu, 2.000 Beschäftigte bangen um ihren Job

Seit Bestehen der Werften entstanden in Wolgast und Stralsund über 2.300 Schiffe

VON MARTINA RATHKE
UND FRANK PFAFF

SCHWERIN taz/dpa | Wochenlang hat eine ganze Region gebangt. Doch nun haben die P+S-Werften am Mittwoch doch Insolvenz angemeldet. Knapp 2.000 Jobs stehen in den Schiffbaubetrieben in Stralsund und Wolgast damit auf dem Spiel. Über den Antrag, den Werftchef Rüdiger Fuchs eingereicht hat, wird das Amtsgericht Stralsund frühestens an diesem Donnerstag entscheiden. Fuchs kündigte an, dass die Arbeiten an den Schiffsneubauten zunächst weitergehen sollen.

Land und Bund hatten die Auszahlung der im Mai bewilligten Rettungsbeihilfen vor gut einer Woche gestoppt, nachdem klar geworden war, dass die Werftensanierung teurer wird als geplant und 152 Millionen Euro Staatshilfe nur bis Jahresende reichen. Für August sollen Löhne und Gehälter der Beschäftigten bereits aus dem staatlichen Insolvenzgeld gezahlt werden.

Fuchs strebt ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung an. Damit würde der Geschäftsführung ein Aufpasser des Gerichts zur Seite gestellt, das Management könnte die Sanierung aber in Eigenregie vorantreiben.

Den Werften geht es gar nicht so schlecht. „Wir haben niemanden, der etwas storniert oder gekündigt hat“, betonte Fuchs. Es habe aber bisher auch noch keine außergerichtliche Einigung mit Gläubigern erzielt werden können. Als Grund für die finanziellen Probleme nannte er frühere Managementfehler. Die Volkswerft in Stralsund habe auf dem Weg zum Spezialschiffbauer zu viele Neukonstruktionen in zu kurzer Zeit übernommen.

Fuchs hatte nach dem Stopp der staatlichen Hilfen versucht, Kunden und Lieferanten von seinem Zukunftskonzept zu überzeugen. Mit dem Hauptkunden Scandlines, dessen neue Ostseefähren weiter wegen bislang ungelöster Bauprobleme am Ausrüstungskai liegen, war er aber zu keiner Einigung gekommen.

Die P+S-Werften-Gruppe war 2010 durch Verschmelzung der beiden früheren Hegemann-Werften in Wolgast und Stralsund entstanden. 2009 waren die beiden Werften in die Krise gerutscht. Nach der Finanzkrise gaben Banken kaum noch Kredite für den Bau neuer Schiffe. Die Werften, die bis dahin vorrangig Containerschiffe bauten, konzentrieren sich seitdem auf den Spezialschiffbau. Trotz eines Auftragsbestands im Wert von gut einer Milliarde Euro kam die Werften-Gruppe 2012 erneut in Liquiditätsnöte.

Die Pleite von P+S ist ein weiterer Mosaikstein im Niedergang der einst starken deutschen Werftenindustrie. Den Unternehmen setzt vor allem die scharfe Konkurrenz aus Asien zu. Einige Werften versuchen nun, in Nischen wie dem Bau von Megajachten oder Spezialschiffen für die Errichtung von Windkraftanlagen vor der Küste zu überleben. Die Volkswerft (Stralsund) und Peene-Werft (Wolgast) wurden 1948 gegründet. Während in Stralsund bis 1990 vor allem Fischereischiffe entstanden, war die Wolgaster Peene-Werft auf den Militärschiffbau spezialisiert. Nach der Wende wurden beide Werften mit Millioneninvestitionen zu Kompaktwerften umgebaut. Seit Bestehen der beiden Werften entstanden mehr als 2.300 Schiffe.