Im Westen nichts Neues

Hertha verliert ein spektakuläres Spiel gegen Hoffenheim mit 2:3 – und hinkt den Ansprüchen hinterher

Von Alina Schwermer

Am Ende warf sich Dodi Lukébakio auf den Rücken, die Hände über dem Gesicht. Drei Teamkollegen imitierten seine Pose – halb Hertha in Rückenlage, fassungslos, wie sie dieses Spiel, das sie durchaus hätten gewinnen können, dann doch irgendwie verloren hatten.

Es war eine höchst unterhaltsame Begegnung. Das war außer der offensiven Ausrichtung beider Teams dem Verlauf geschuldet: Nach 0:2-Halbzeitrückstand mussten die Berliner ihre Ordnung aufgeben und selbst mit mehr Ballbesitz agieren, was nach einem wunderbare Lukébakio-Treffer per Fallrückzieher in ein verdientes 2:2 mündete. Dann gab Hertha gegen geduldige Hoffenheimer das Spiel in der 79. Minute doch wieder aus der Hand. Das Team von Ante Čović sucht sich noch selbst, und der Verein tritt unterdessen auf der Stelle.

Was sollte nicht alles anders werden bei Hertha BSC: Nach dem elften Rang in der Vorsaison musste der langjährige Coach Pál Dárdai gehen, ein Platz im Mittelfeld reichte der Führungsriege nicht mehr. Attraktiv statt mausgrau sollte der Westberliner Klub spielen, und weil die illustre Reihe der Wunschtrainer absagte, musste mit Čović wenigstens irgendwer Neues her. In der Sommerpause sorgte noch der windige Investor Lars Windhorst für Aufmerksamkeit, der 125 Millionen Euro in den Bundesligisten pumpte und realitätsfremd von der Champions League sprach. Die neuen Bezugsgrößen waren Madrid und London. Große Träume bei mauer Realität – also alles beim ­Alten bei Hertha.

Nach neun Spieltagen sind die Berliner in der unüblich spannenden Bundesliga eine kurios verlässliche Konstante. Auf genau demselben elften Platz wie letzte Saison, und der Fußball oft auch eher limitiert. Die Posse um ein neues Wunschstadion geht ebenso gewohnt hin und her, und ein Einzug 2025 wird immer unwahrscheinlicher. Im Westen nichts Neues.

Nach dem jüngsten Aufwärtstrend galt das Spiel gegen den Tabellennachbarn Hoffenheim als richtungweisend. Aber in der ersten Hälfte waren die Gäste dominanter und kombinierten sich durch die viel zu lückenhafte Hertha-Abwehr. Das 0:2 zur Pause ging in Ordnung. In der zweiten Hälfte fanden die Berliner endlich Mut und Raum. Vor allem über den herausragenden Sturmneuzugang Lukébakio, der nicht nur mit dem mutmaßlichen Tor des Monats, sondern auch mit rasanten Flügelläufen und scharfen Hereingaben zu gefallen wusste. Die Partie hätte nach fünf Toren, drei Pfostentreffern und einem Platzverweis in jede Richtung ausschlagen können – und ging schließlich doch eher glücklich an Hoffenheim.

„Die Jungs haben die Ärmel hochgekrempelt, wir haben gemeinsam dran geglaubt. Umso bitterer, dass es einen Verlierer gibt“, resümierte Čović dardaistisch kampfgeistbetont – wiederum nicht weit entfernt von der jüngeren Vergangenheit. Immerhin: Einen Unterschied gibt es. Es spielt jetzt ein Lokalrivale in der Liga, und am kommenden Wochenende geht es zum historischen Derby nach Köpenick. Da müsste Hertha mehr tun als Ärmel hochkrempeln. Denn das kann Union auch.