Remis in Königsblau

Beim 0:0 präsentiert sich Schalke 04 stärker als Borussia Dortmund. „Fehlen nur noch die Tore“, sagt Trainer David Wagner

Bloß der letzte Schritt fehlte: Schalkes Rabbi Matondo scheitert am Dortmunder Tor Foto: ap

Aus Gelsenkirchen Andreas Morbach

Gut eine Stunde nach dem torlosen Revierderby kündigte sich auf dem Berger Feld von Gelsenkirchen das Ende des spätsommerlichen Oktoberwetters an. Vom Westen her schoben sich dunkle Wolken heran, der Wind trieb leere Plastikbierbecher vor sich her – während mitten auf den großen Parkflächen vor der Schalker Arena ein Mann im Schottenrock auf seinem Dudelsack das berühmte „Highland Cathedral“ spielte, in Deutschland und speziell in Köln besser bekannt unter der Cover-Version „Du bess die Stadt“ von den Bläck Fööss. Und einen Parkplatz weiter rollte in dem Moment gerade der Dortmunder Mannschaftsbus los.

Das Polizeiauto mit eingeschaltetem Blaulicht, das das schwarz-gelbe Vehikel vorneweg Richtung Autobahn eskortierte, war sinnbildlich für die ernste Lage beim BVB – wo die Chefs beim Anblick des eigenen, fast schon chronischen Zauderfußballs langsam die Geduld verlieren. „Es wirkt alles ein bisschen zäh, ein bisschen verkrampft“, nörgelte Sportdirektor Michael Zorc, der rasch das nächste Etappenziel anvisierte und für das Pokalspiel am Mittwoch gegen Mönchengladbach unmissverständlich forderte: „Wir wollen in die nächste Runde. Wir spielen zu Hause. Klarer Auftrag.“

Ins Achtelfinale zieht es auch den Revierrivalen, der 35 Kilometer westlich von Dortmund zu Hause ist. Auf Schalke allerdings herrschen vor dem Cup-Abend am Dienstag beim Zweitliga-Zweiten Bielefeld Entspanntheit und Vorfreude. Diese Haltung haben sich die Königsblauen seit dem Sommer mit ihrem leidenschaftlichen und durchaus attraktiven Fußball erarbeitet. „Wir haben einfach richtig Spaß und freuen uns schon auf das nächste Spiel“, sagt der frühere Bundesligaprofi Sascha Riether, der seit dieser Saison die frisch geschaffene Stelle als Koordinator der Lizenzspielerabteilung innehat.

Das Stimmungshoch in Gelsenkirchen hat naturgemäß viel mit dem neuen Cheftrainer David Wagner zu tun. Als sie sich Ende April auf zum Derby nach Dortmund machten, wo sie die Westfalen beim 4:2 dann brutal aus deren Meisterträumen rissen, lagen die abstiegsbedrohten Schalker erschütternde 42 Punkte hinter dem Nachbarn. Ein halbes Jahr später trennt die beiden Klubs gerade mal ein Zähler – und ohne Weiteres hätte der Vorjahres-14. am eigentlich so ambitionierten Vizemeister am Wochenende sogar vorbeiziehen können.

„Es braucht viel Mut, um gegen Dortmund so hoch zu pressen. Natürlich haben uns wieder die Tore gefehlt – trotzdem war es ein weiterer Schritt für uns. Weil es gegen Dortmund ging – und wir wieder den Fußball gespielt haben, den wir uns auf die Fahne geschrieben haben“, sagte Fußballlehrer Wagner.

Das Muster, stark gespielt, aber nicht gewonnen zu haben, begleitet das Team

Das Muster, stark gespielt, aber nicht gewonnen zu haben, begleitete sein Team schon zuletzt beim 0:2 bei der TSG Hoffenheim, davor gab’s ein eher dürftiges 1:1 gegen den Aufsteiger 1. FC Köln. Klar ist auch, dass die Schalker in der Kategorie Goalgetter mit dem wacker rackernden, in dieser Runde aber weiterhin torlosen Guido Burgstaller (30) und dem Anfang Januar aus der Reserve von Manchester City geholten Rabbi Matondo (19) der Schuh drückt. Gegen Borussia Dortmund vergab der flinke, im entscheidenden Moment aber noch zu hastige Matondo Mitte der zweiten Halbzeit den möglichen Sieg. Vor der Pause trafen Defensivkraft Salif Sané und Mittelfeldspieler Suat Serdar jeweils nur Aluminium.

Auf der anderen Seite aber setzten das starke Innenverteidiger-Duo Sané und Benjamin Stambouli und andere Vorzeigekämpfer wie Bastian Oczipka oder Omar Mascarell den Dortmundern derart zu, dass selbst Gäste-Coach Lucien Favre beeindruckt die Backen aufblies: „Sie haben sehr, sehr gut gepresst. Das ist die beste Mannschaft in der Liga bei Zweikämpfen, das war sehr schwierig für uns.“

Und weil das so war, ging Favres Kollege David Wagner, der seinem Team in kurzer Zeit einen eigenen, zum FC Schalke passenden Stil verpasst hat, trotz der kleinen Ergebniskrise der vergangenen Wochen recht sorgenfrei in den Feierabend. „Ich kann sehr viel Gutes aus diesem Spiel ziehen“, bekundete der 48-jährige Deutsch-Amerikaner. „Nur nicht das Beste – das wären die drei Punkte gewesen.“