Lehrstellen sind eine Rarität

DGB hält Ausbildungspakt für gescheitert. Noch ein Drittel der Jugendlichen ohne Stelle

Die Lage auf dem Ausbildungsmarkt in Berlin präsentiert sich einen halben Monat vor Beginn des neuen Lehrjahres dramatisch. Trotz sinkender Bewerberzahlen konnten nach Angaben der Arbeitsagentur von gut 24.000 Bewerbern 9.243 noch nicht vermittelt werden, auch weil 805 betriebliche Ausbildungsplätze weniger registriert wurden als im Vorjahr. Der stellvertretende Vorsitzende des DGB für Berlin und Brandenburg, Bernd Rissmann, sprach deshalb am Dienstag von einer „verheerenden Situation“. Der Ausbildungspakt müsse angesichts dieser Tatsachen als gescheitert bezeichnet werden.

Die fehlenden Lehrstellen seien nicht nur auf die schwierige wirtschaftliche Situation zurückzuführen, erklärte Rissmann. Viele Firmen wollten gar keinen Nachwuchs: Nur 23 Prozent der ausbildungsfähigen Betriebe in Berlin nähmen Lehrlinge auf. Subventionierte Ersatzstellen und berufsvorbereitende Maßnahmen seien meist praxisferne Parkstationen, die den Start ins Berufsleben jedoch nur verzögerten und zudem zu Lasten des Steuerzahlers gingen. In Berlin, so Rissmann, würden derzeit 16.000 Jugendliche in solchen Warteschleifen versteckt.

Christoph Lang, Sprecher von Wirtschaftssenator Harald Wolf (Linkspartei), verweist hingegen auf die positiven Seiten berufsvorbereitender Maßnahmen. Wenn jemand aufgrund schlechter Noten in einem Jahr keine handwerkliche Ausbildung erhalten könne, hätte er im nächsten Jahr mit seinen Kenntnissen aus dem Überbrückungsjahr dann Vorteile. Grundsätzlich sei allerdings Ziel, die Jugendlichen in Betrieben unterzubringen. Im Gegensatz zum DGB-Vize beurteilt er die Lage „etwas besser als im Vorjahr“. Schließlich seien Ende Juli noch 3.432 der gemeldeten Ausbildungsplätze nicht vergeben gewesen. Zudem würden Lehrlinge, die mehrere Optionen haben, häufig den anderen Arbeitgebern nicht absagen. Solche Stellen müssten erst im Nachvermittlungsverfahren verteilt werden, bevor die Kapazitäten aus Bund-Länder-Sonderprogrammen zu geförderten Verbundausbildungen ausgeschöpft werden könnten. Bis Ende des Jahres, hofft Lang, könnten auf diese Weise alle Jugendlichen versorgt werden.

VERONIKA DE HAAS