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: Nominiert für Reporterpreis

Wenn man abends nach zehn im Kältedunkel eines mecklenburgischen Dorfes steht und darauf wartet, dass ein Mann ausgerechnet heute mal nach Hause kommt, in eines dieser vom Wind umpfiffenen Eigenheime, dann kann man sich schon mal die Sinnfrage stellen: Was zum Teufel machen wir hier eigentlich?

Nun ja, wir haben recherchiert. Wir suchten einen Ansatzpunkt in dem, was heute als Hannibal-Komplex bekannt ist, einen Punkt, von dem aus wir das männerbündlerische Netzwerk mit rechtsextremen und rechtsradikalen Mitgliedern aus Armee, Polizei und Behörden aufdröseln könnten. Wir suchten jemanden, der redet.

Das war erfolgreich. Die taz hat entscheidend dazu beigetragen, dass inzwischen selbst Geheimdienste und andere Behörden stärker anerkennen, dass es ein Problem gibt und sie besser darauf achten müssen.

Wir haben das nicht für einen Journalistenpreis gemacht. Einer der Gründe war, dass wir nach der Selbstenttarnung des NSU aufmerksamer auf Radikalisierungen schauen wollten, die sich abseits der bekannten Strukturen von rechtsextremen Kameradschaften und Parteien abspielen. Aber es ist schön, für unsere Hannibal-Recherchen für einen Preis nominiert zu sein. Für den Reporterpreis in der Kategorie „Beste Investigation 2019“. Es ist ein Zeichen, dass unsere Arbeit auch von anderen geschätzt wird. „Wir“, das ist das Team aus: Christina Schmidt, dem nicht mehr in der taz arbeitenden Martin Kaul, Sebastian Erb, Alexander Nabert und Daniel Schulz. Wir freuen uns auf die Verleihung am 2. Dezember. (taz)