HAMBURGER SZENE VON UTE BRADE
: In der Bahn mit Bushido

„Digga, wo bist du?“, fragt die Blonde. „Sind gleich Hauptbahnhof, gehen McDonalds, dann fett Shisha rauchen“

Freitagnachmittag in der S-Bahn. Es ist voll und es ist stickig. Eine Gruppe Jugendlicher steigt ein. Zwei Mädchen, die gern älter als 16 Jahre aussehen würden, sind stark geschminkt und riechen ebenso nach Kokos. Die Nägel glitzern. Gefärbte Haare, pechschwarz oder wasserstoffblond, dazwischen gibt es nichts. Jeder spielt mit seinem Handy, eins dient als Ghettoblaster, Bushido dröhnt durchs Abteil.

In der Tasche der Wasserstoffblonden klingelt es: noch ein Lied des Berliner Rappers. Sie kichert nervös und fingert ein winziges, rosa Telefon aus ihrer Tasche. „Digga, wo bist du?“, fragt sie. „Sind gleich Hauptbahnhof, gehen McDonalds, dann fett Shisha rauchen.“ Sie plappert unaufhörlich: Wer wo abhängt, was noch so geht. „Heute Abend Kiez“, lässt sie wissen, „Funky Pussy.“

Jetzt redet die mit den schwarzen Haaren dazwischen: „Frag’ Kevin mal, ob er uns abholt.“ Ich stelle mir vor, wie Kevin in einem tiefer gelegten lila Golf vorfährt, die Mädels abholen. Die sich bestimmt verspäten werden: Haare toupieren, Glitzer auf die Augen, die Lippen, die Nägel. Das dauert. Ich sehe Kevin vor mir: Er wartet, der Motor ist an, die Scheibe unten. Bushido lässt das Auto beben. Da ist die S-Bahn endlich am Hauptbahnhof, das Trüppchen drängelt nach draußen. Es wird still. Dann klingelt wieder ein Handy. Ich meine, Bushido zu hören.