Vom Ölpreis gebremst

Chemie-Riese Degussa will in Asien expandieren

Schwacher Start in das Jahr 2005 und mäßiges Ergebnis im zweiten Quartal: Der weltweit größte Spezialchemiehersteller Degussa gehört zurzeit nicht zu den Lieblingen der Analysten. Die RAG-Tochter steigerte zwar ihren Umsatz um sieben Prozent auf 2,96 Milliarden Euro im Vergleich zum Vorjahresquartal, aber der Nettogewinn sackte gleichzeitig um 5,9 Prozent auf 96 Millionen Euro ab.

„Das Ergebnis erfüllt nicht unsere Erwartungen“, bewerten die WestLB-Finanzexperten das zweite Quartal, das trotz besserer Zahlen nicht den enttäuschenden Jahresstart ausgleichen kann. Gestiegene Ölpreise und ein schwacher Dollar verhageln den Gewinn.

Bald kommt noch ein Ärgernis hinzu: Die europäische Chemie-Richtlinie REACH (Registrierung, Evaluierung und Automatisierung von Chemikalien). Sollte der bisherige Entwurf mit einer Prüfpflicht für 30.000 Stoffe durchkommen, geht Degussa-Vorstandschef Utz-Hellmuth Felcht von Registrierungskosten in einer Höhe von 200 Millionen Euro aus. Allerdings verteilt über zehn Jahre. Dadurch würde der Düsseldorfer Chemiekonzern ein Zehntel der von der EU-Kommission geschätzten Gesamtkosten der Richtlinie tragen.

Nicht gerade eine Steilvorlage für das ehrgeizige Unternehmensziel, den Vorsteuergewinn bis 2008 um 300 Millionen Euro zu steigern – was einem Zuwachs von gut einem Drittel entspricht. Angesichts der aktuellen Zahlen halten die WestLB-Analysten diese Prognose für „recht ambitioniert“. Trotzdem findet der Vorstandsvorsitzende noch milde Worte für die REACH-Richtlinie: man sei „beglückt“. Härter trifft es dagegen die mittelständische Konkurrenz. „Der bisherige Entwurf bedroht unsere Existenz“, sagt der Geschäftsführer Erhardt Fiebiger, der das Aktionsbündnis „Einspruch“ leitet. Er spricht von einer Pleitewelle für die Kleinen und Abwanderungswelle der Großen ins Nicht-EU-Ausland.

Degussa ist da keine Ausnahme. In asiatischen und osteuropäischen Markten sieht der Konzern seine Zukunft. Bis 2008 soll allein der Umsatz in China von derzeit 300 Millionen Euro verdreifacht werden. Dazu nahm man kürzlich ein neues Werk für Agrochemikalien im nordchinesischen Yingkou in Betrieb – das nächste Joint-Venture ist dort bereits in der Pipeline. RALF GÖTZE