Panzer nicht mehr so gefragt

Das Düsseldorfer Rüstungsunternehmen Rheinmetall stellt heute seine Geschäftszahlen für das zweite Quartal vor. Branchenexperten rechnen mit einem Rückgang des Gewinns

DÜSSELDORF taz ■ Heute will das Düsseldorfer Rüstungsunternehmen Rheinmetall seine neuen Geschäftszahlen für das zweite Quartal 2005 vorlegen.

Branchenexperten erwarten einen Gewinnrückgang um 16 Millionen im Vergleich zum Vorjahr. Sie schätzen, dass der Gewinn vor Zinsen und Steuern im Schnitt auf 73 Millionen Euro zurückgegangen ist. Von Januar bis März erwirtschaftete Rheinmetall nach eigenen Angaben 65 Millionen weniger Umsatz als 2004. Im vergangenen Jahr betrug der Gesamtumsatz des Kanonenkonstrukteurs 3,4 Milliarden Euro.

Das Unternehmen wollte die Zahlen im Vorfeld nicht kommentieren. „Im Vorjahr war der Konzern noch anders strukturiert“, so Rheinmetall-Sprecher Peter Rücker. Die beiden Geschäftsjahre ließen sich nicht miteinander vergleichen. Bereinigt um Konsolidierungs- und Wechselkurseffekte, bescheinigten die Zahlen ein solides Wachstum um drei Prozent im ersten Quartal 2005.

Im vergangenen Halbjahr erhielt der Bombenbauer mehrere Großaufträge, darunter die Ausstattung des neuen Militärtansporters Airbus A400M. Die Bremer Tochterfirma Rheinmetall Defense Electronics verspricht sich über die Gesamtlaufzeit einen Umsatz von etwa 200 Millionen Euro. Mit dem Großauftrag gelang dem Unternehmen der Einstieg bei Militärflugzeugen.

Bundesweit gibt es eine Tendenz zu mehr Rüstungsaufträgen. „Seit drei Jahren nimmt die Produktion von Kriegsgeräten zu“, sagt Michael Brzoska vom Internationalen Konversionszentrum Bonn. Vor allem der Flugzeug- und Schiffsbau konnten zulegen. Durch die Reform der Bundeswehr sei die Nachfrage nach Heeresgerät wie Waffen und Panzern gesunken. „Die Rüstungsfirmen sind hier extrem national organisiert, und es wird vergleichsweise wenig produziert“, so der Experte. Aufträge kämen hauptsächlich von staatlicher Seite. Auf dem Weltmarkt seien die deutschen Heeresgüter sehr teuer, es werde daher wenig exportiert.

„Deutlich ist die Tendenz zur Konzentration der deutschen Rüstungsfirmen“, sagt Christian Golla vom Netzwerk Friedenskooperative. Heeresindustrie sei nicht mehr rentabel genug, viele Unternehmen versuchten daher, die Profitrate in anderen Bereichen zu stärken. GESA SCHÖLGENS