Anna Klöpper über eine DIW-Studie zu den Potenzialen Berlins
: Voll beliebt – und voll prekär

Erinnert sich jemand an die BerlinStrategie 2030? Der damals noch rot-schwarze Senat hatte bereits 2014 für acht Teilbereiche – Mobilität war dabei, Bildung, Zusammenleben, Wirtschaft natürlich – in die Glaskugel geblickt und überlegt, aus was der Kitt beschaffen sein soll, der die Hauptstadt in Zukunft zusammenhält.

Im Jahr 2016, mit Antritt von Rot-Rot-Grün in Berlin, wurde diese Strategie noch einmal aktualisiert – und jetzt, kurz vor dem Ende der 10er Jahre, hat das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) gemeinsam mit der Bertelsmann-Stiftung diese Vision 2030 einer genaueren Analyse unterzogen – und zwar auch im Vergleich mit der Entwicklung von 15 anderen europäischen Großstädten.

Ein Ergebnis, das man herauslesen kann: Die Stadt wird insbesondere für hochqualifizierte Arbeitskräfte interessanter. „Das relative Arbeitskräftepotential im Bereich Forschung und Technologie wächst sehr stark an“, konstatiert die Studie. Im DIW-Städteranking liegt Berlin damit gar auf Platz vier. Für den Wirtschaftsstandort Berlin ist das gut, auch wenn „die realisierten Produktivitätszuwächse“ unterdurchschnittlich blieben.

Und während die einen von einer immer lebenswerteren Stadt profitieren – die Luftverschmutzung sinkt, es gibt mehr Grün­flächen, die Schulqualität steigt „sehr leicht“ –, produziert das an anderer Stelle wiederum eine ganz gegenläufige Dynamik.

Denn auch das stellt die Studie fest: „Im Bereich Teilhabe nimmt der Indikatorwert in Berlin nur geringfügig zu.“ Zwar profitiere auch Berlin von einer besseren Arbeitsmarktkonjunktur. Jedoch auch bei prekären Beschäftigungsverhältnissen ist Berlin im Vergleich leider top: Immer mehr Arbeitsplätze sind Teilzeit, ohne Sozialversicherung oder befristet, hatte zuletzt auch das „Betriebspanel 2018“ von Arbeitssenatorin Elke Breitenbach (Linke) gezeigt. Prekäre Arbeit und ein zunehmend angespannter Wohnungsmarkt wirkten sich wiederum „stark negativ auf die Teilhabemöglichkeiten aus“, heißt es im DIW-Papier.

Im Sommer 2020 will der Senat eine „Fortschreibung“ der Zukunftsvision beschließen. Man könnte auch sagen: Die Zukunft für mehr Teilhabe ist genau jetzt.