heute in bremen
: „Schwarzpulver und Chemikalien“

Foto: Birgit Wingrat

Bernd Quellmalz, 52, Biologe, ist beim BUND Bremen verantwortlich für Pressearbeit und Freiwilligenmanagement.

Interview Lukas Scharfenberger

taz: Herr Quellmalz, was ist das größte Problem an der Silvesterknallerei?

Bernd Quellmalz: Das ist schwierig zu sagen. Ich würde die Probleme fast alle gleich gewichten. Belastung durch Feinstaub ist relevant, aber auch der Lärm, der Menschen und Tiere belastet, sowie der Straßenmüll, der dabei anfällt.

Wie wirkt sich die Belastung durch Feinstaub aus?

Laut Umweltbundesamt werden jedes Jahr zu Silvester bis zu 4000 Tonnen Feinstaub freigesetzt, und das entspricht schon 15 Prozent des Jahresausstoßes aus dem Straßenverkehr. Bereits am ersten Tag des neuen Jahres werden regelmäßig die Grenzwerte für Feinstaub überschritten. An manchen Orten ist die Feinstaubbelastung um das Hundertfache erhöht.

Wer leidet besonders unter dem Lärm der Knallerei?

Der Lärm stört natürlich nicht nur viele Menschen, sondern auch die Tiere, die ein viel empfindlicheres Gehör haben als wir. Nicht nur Haustiere, sondern auch Wildtiere sind betroffen. Die trifft es besonders hart, weil der Lärm sie neben den schwieriger werdenden Lebensbedingungen in der Natur zusätzlich belastet. Die Tiere können durch die Detonationen ihren Orientierungssinn verlieren. Für Fledermäuse kann der Lärm zum Beispiel lebensgefährlich werden. Denn sie befinden sich zum Jahreswechsel im Winterschlaf – wenn diese geweckt werden, verbrauchen sie unnötigerweise Energie.

Wie viel Müll fällt jedes Jahr in Deutschland ungefähr an?

Laut Umweltbundesamt sind das zwischen 30.000 und 40.000 Tonnen. Die Verpackungen machen ungefähr 75 Prozent des Mülls aus. Der Rest sind dann Schwarzpulver und Chemikalien. Viele der schädlichen Stoffe gelangen später in den Boden, in die Gewässer und ins Grundwasser.

Nicht-Böllern, heute schon gar nicht und morgen zumindest rund um Marktplatz, Rathaus und Dom nicht, denn hier ist Feuerwerk genauso verboten wie in Bremerhaven am Zoo und am Hafen

Was würden Sie den Feiernden zu Silvester raten?

Unser Appell an die Bürgerinnen und Bürger ist, das eigene Feuerwerk zu minimieren, am besten ganz drauf zu verzichten. Feiern soll und darf man, das ist auch völlig in Ordnung. Mir fällt zum lauten Knallen aber keine Alternative ein. Ich würde sagen, man kann einfach feiern, wie man sonst auch feiert. Es gibt aber Alternativen zu manchen Silvesterbräuchen, wie beispielsweise dem Bleigießen. Blei ist ein hochgiftiges Schwermetall, weswegen wir davon abraten. Es gibt aber eine einfache Variante, bei der man Kerzenwachs verwendet.

Wissen Sie schon, wie sie morgen feiern werden?

Im kleinen Kreis der Familie, keine große Party und ohne Böller.