CHRISTIAN BUSS DER WOCHENENDKRIMI
: No Love for Lena

Wo haben sie denn Ihre Lederjacke gelassen?“ Der pensionierte Kollege, der Lena Odenthal schon seit langer Zeit nicht mehr gesehen hat, bringt in der Jubiläumsfolge auf den Punkt, was sich in 20 Jahren Ludwigshafener „Tatort“ verändert hat: Die Lederjacke ist weg. Ansonsten ist alles beim Alten.

Das zeigt zugleich den Mangel und die Meisterschaft der dienstältesten „Tatort“-Kommissarin: Einerseits verschwindet sie als Profi ohne Privatleben gänzlich hinter den jeweiligen Verbrechen und wird so nicht unnötig von der Arbeit abgelenkt, andererseits übertrug sich der Stillstand bei der Figur Odenthal auf den SWR-„Tatort“ insgesamt. In den letzten fünf Jahren gab es nicht eine wirklich gute Episode mit ihr.

Zum Jubiläum hat man der Odenthal-Darstellerin Ulrike Folkerts endlich wieder ein aufwühlendes Krimidrama geschrieben, bei dem sich die Ermittlerin auf riskante Weise in den Fall verstrickt. Früher ist sie ja häufiger mit Verdächtigen im Bett gelandet oder küsste zart schutzbedürftige HipHop-Mädchen. In „Vermisst“ (Regie: Andreas Senn) nun lässt sich Odenthal von einem kulinarisch beschlagenen Exknacki bekochen: Nick Ritterling (Thomas Sarbacher) soll vor zwölf Jahren seine Frau ermordet haben – durch den Tod einer seit ebenfalls zwölf Jahren vermisst geltenden Frau muss das eigentlich eindeutige Verbrechen noch einmal aufgerollt werden.

Und während die Kommissarin mit dem Mitverdächtigen Pasta und Piemont-Trüffel auf dessen malerisch verwittertem Boot isst, wird sie ein weiteres Mal so kunstvoll wie hoffnungslos in den Fall gezogen. Ein schönes, ein grausames Geschenk hat der Drehbuchautor Christoph Darnstädt („Die Patin“) der Ermittlerin zum Jubiläum gemacht. No Love for Lena: Indem sie endlich wieder tragische Fallhöhe bekommt, wird verhindert, dass Odenthal zum tragischen Fall wird.

Ludwigshafen-„Tatort“: „Vermisst“. So., 20.15 Uhr, ARD