Die Stellvertreterin

Seit Februar ist Elisabeth von Bressensdorf stellvertretende erste Bürgermeisterin im schleswig-holsteinischen Henstedt-Ulzburg (Kreis Segeberg). Etliche Monate bereits muss sie den Job von Bürgermeister Torsten Thormählen selbst übernehmen: Der ist wegen des Vorwurfs der Bestechlichkeit vom Amt suspendiert. Ein Job, den ein hartnäckiger Streit mit den online erscheinenden „Henstedt-Ulzburger Nachrichten“ nicht eben erleichtert – weshalb die Stellvertreterin sie zeitweise von Presseveranstaltungen auslud.

In Prag geboren und in Passau aufgewachsen, studierte von Bressensdorf in München Jura. Eigentlich sollte sie danach in Bayern die Kanzlei ihres Vaters übernehmen, doch Liebe und Heirat führten sie in den Norden.

Ab 1990 war sie dort ehrenamtlich in der CDU tätig. Ein Parteifreund war Jörg Schlömann, heute Redaktionsleiter der „Henstedt-Ulzburger Nachrichten“. Schlömann schied nach CDU-internen Querelen aus – womit von Bressensdorf nach eigenen Angaben aber nichts zu tun hatte. „Schon bevor ich als Bürgermeisterin amtierte, wurde ich auf seiner Internetseite unter Beschuss genommen“, sagt sie. Dort sei mit Korruptions-Vorwürfen die Stimmung im Rathaus gedrückt worden.

Auch seien die Inhalte von „Pressegesprächen“ nicht berichtet worden. Bei diesen Gesprächen stelle man Themen im kleinen Rahmen vor – vor geladenen Gästen. „Da kann ich sehr wohl selektieren“, sagt von Bressensdorf. „Das ist nicht neu.“ Schlömann erkenne den Unterschied zwischen Pressekonferenz und Pressegespräch nicht an. Auf einen Erklärungsversuch hin habe er erwidert: „Sie werden sich noch wundern.“

Nach Kritik vom Deutschen Journalistenverband lud von Bressensdorf die „Nachrichten“ schließlich wieder zu Gesprächen ein. Schlömanns Vorwurf, sie habe seinen Leuten telefonische Anfragen verboten, weist sie zurück. „Wir bitten nur um schriftliche Anfragen, wenn wir spontan am Telefon nicht antworten können.“  MOKO