KOMMENTAR: LISA KOLDE ÜBER DIE KAROVIERTEL-WOHNUNGEN
: Nichts als schöner Schein

Auf den ersten Blick sieht es nach einem passablen Kompromiss aus: Zwar verkauft die Stadt rund 900 Wohnungen im Karoviertel an die Wohnungsgesellschaft Saga. Aber die MieterInnen, so will es ein Senatsbeschluss, können ihr eigenes Gebäude zurückkaufen und genossenschaftlich verwalten. Dass auch die Saga prinzipiell einverstanden ist, sollte misstrauisch machen. Warum kauft ein Unternehmen Immobilien, die es vielleicht wieder verkaufen muss?

Zwar sind sich Stadt und städtische Wohnungsgesellschaft einig: Die Karo-Genossenschaft hat eine Kaufoption für die Gebäude. Welchen Preis die Saga aber irgendwann für die sanierten Altbauten verlangen darf, steht nirgendwo. Und so muss die Saga einen etwaigen Verkauf an die Genossenschaft nicht fürchten – den Preis, den sie verlangen würde, könnte der MieterInnen-Zusammenschluss wohl nicht zahlen.

Das Friedensangebot der Stadt ist also nichts als schöner Schein. Der Senat weiß, dass die finanziellen Mittel der GenossInnen begrenzt sind. Um den MieterInnen wirklich eine Chance zu geben, hätte er konkrete Preise für einen Weiterverkauf festlegen müssen. Dass dies im Vertrag einfach nur vergessen wurde, ist wenig wahrscheinlich. Und so wird der scheinbare Kompromiss die Gemüter weiter erhitzen, nicht versöhnen.