Der Folterchef tritt aus dem Schatten

Chef der neuen Militärjunta Mauretaniens ist der bisherige Geheimdienstchef des Landes: Oberst Vall

Einer der Reichsten im Land, eine Stütze des alten Systems und seit 18 Jahren Sicherheitschef

BERLIN taz ■ Vor zwei Jahren schlug er einen Putschversuch noch eigenhändig nieder – jetzt ist er selbst an der Macht. Als im Juni 2003 meuternde Soldaten zwei Tage lang die Kontrolle über Mauretaniens Hauptstadt Nouakchott übernahmen und den Sturz von Präsident Taya verkündeten, war es Oberst Ely Ould Mohamed Vall, der an der Spitze loyaler Eliteeinheiten die Hauptstadt zurückeroberte. Heute aber ist Oberst Vall Vorsitzender der Militärjunta, die am Mittwoch Präsident Taya während dessen Abwesenheit abgesetzt hatte.

Vall, 55 Jahre alt, gehörte eigentlich zu den Säulen des Regimes Taya seit dessen eigenem Putsch im Dezember 1984. Seit 1987 steht er an der Spitze der Polizei und der mauretanischen Geheimdienste. So gilt er als ein Hauptverantwortlicher für die vielen Fälle von Folter, des Verschwindenlassens von Oppositionellen und Massaker an missliebigen Bevölkerungsteilen, die die Geschichte Mauretaniens unter Taya geprägt haben: bei der Unterdrückung von Aufständen der schwarzafrikanischen Bevölkerung im Süden, die jahrhundertelang unter Versklavung durch die maurische Elite litt, ebenso wie bei der Verfolgung demokratischer Reformer unter dem Deckmantel des Kampfes gegen Islamisten.

Als 1999 mauretanische Exilanten in Frankreich gegen den mauretanischen Offizier Ely Ould Dah, der gerade zur Fortbildung in Montpellier weilte, vor Gericht brachten, nannten sie neben Dah noch zwei weitere, die sie angeklagt wissen wollten: Präsident Taya und Polizeichef Vall. Dah entzog sich der Festnahme und wurde am 1. Juli 2005 in Abwesenheit zu zehn Jahren Haft verurteilt. Taya ist jetzt gestürzt – und Vall ist nun der neue starke Mann Mauretaniens.

Aus der Parteipolitik hielt sich Vall immer heraus. Oppositionelle sagen Vall nach, inzwischen einer der reichsten Männer Mauretaniens zu sein, mit einer Villa größer als die des Präsidenten. Anlass zu Rivalität innerhalb der Militärelite gibt es da durchaus. Mit der Familie Taya soll Vall sich privat vor wenigen Monaten überworfen haben: Er entließ einen Cousin eines Bruders der First Lady als Personalchef des Geheimdienstes, weil dieser sich nicht an die militärische Rangordnung gehalten habe.

DOMINIC JOHNSON