Die Tochter des Diktators

Bei einem Sieg wäre sie die erste Frau an Südkoreas Spitze, Park Geun Hye. Südkoreas regierende konservative Saenuri-Partei hat die 60-Jährige jetzt mit großer Mehrheit zur Kandidatin für die Präsidentschaftswahlen im Dezember bestimmt. Umfragen räumen ihr die Favoritenrolle ein.

Wie bei fast allen asiatischen Führerinnen hätte dies auch bei ihr mit einem Mann zu tun – ihrem Vater Park Chung Hee. Der war 1961 bis 1979 Südkoreas Machthaber. Seine Tochter diente ihm fünf Jahre als First Lady, nachdem ein nordkoreanischer Attentäter 1974 ihre Mutter bei einem missglückten Anschlag auf ihren Vater tötete.

Die damals 22-Jährige war das sympathische Gesicht an der Seite des Diktators. Der hatte sich 1961 an die Macht geputscht. Doch während Parks Entwicklungsdiktatur gelang Südkoreas Aufstieg zum Tigerstaat. 1979 wurde der General von seinem eigenen Geheimdienstchef ermordet, seine Tochter zog sich erst mal zurück.

Doch nach der Asienkrise kandidierte sie 1998 erstmals für das Parlament und stieg in die Führung der Konservativen auf. 2006 verletzte sie ein Verrückter mit einem Messer schwer im Gesicht. 2007 unterlag sie bei der Kandidatenkür noch knapp ihrem Parteikollegen, dem heutigen Präsidenten Lee Myung Bank. Doch der frühere Konzernmanager darf jetzt nicht mehr kandidieren. Zudem enttäuschte er viele, wozu die Korruption in seiner Familie beitrug.

Selbst Konservative werten deshalb jetzt als positiv, dass Park unverheiratet und kinderlos ist und in bescheidenen Verhältnisse allein lebt. Sie selbst sagt, sie sei nur mit dem Land verheiratet. Jenseits solcher Phrasen versuchte sie sich ein progressiveres Image zu geben, damit nicht nur alte, ihren Vater verklärende Männer und Frauen sie mögen.

Die als aristokratisch und unnahbar bezeichnete Park hat sich in letzter Zeit stärker zu Fragen sozialer Gerechtigkeit geäußert und ihre Partei mehr in die Mitte gerückt. SVEN HANSEN