And the winner is …

Timothy Grossman hat erneut das Auswahlverfahren des Kultursenats für das kommunale Kino Babylon gewonnen. Das sorgt erwartungsgemäß für Unmut bei der Konkurrenz. Die fühlt sich für eine Alibiveranstaltung missbraucht

„Wer hätte das gedacht …?“, ist die erste Reaktion Alice Strövers (Grüne), als sie hört, wer der neue Betreiber des kommunalen Kinos Babylon ist. Aus der Vorsitzenden des Kulturausschusses spricht blanke Ironie: Denn der neue Betreiber ist wieder der alte. Und der heißt Timothy Grossman. Die Kulturverwaltung hat sich damit zum zweiten Mal für den umstrittenen Gewinner aus dem ersten Ausschreibungsverfahren entschieden – mit der Begründung, dass dessen vorgestellte Konzepte erneut die „beste Gewähr für den erfolgreichen Betrieb“ bieten. Nun sorgt das Babylon weiter für Unmut.

Viele Ungereimtheiten hatte die Vergabe des Kinos am Rosa-Luxemburg-Platz an Grossman und dessen Neue Babylon Berlin GmbH beim ersten Mal aufgewiesen. Als einziger Bewerber hatte Grossman damals – entgegen den Ausschreibungskriterien – ein Mischkonzept aus kommunalem und kommerziellem Kino eingereicht und prompt den Zuschlag bekommen. Gegen diese offensichtliche Änderung des Auswahlverfahrens hatten jedoch drei unterlegene Bewerber vor dem Verwaltungsgericht geklagt. Um einen langen Rechtsstreit zu vermeiden, schrieb die Kulturverwaltung daraufhin das Verfahren im Mai erneut aus. Alle Interessenten wurden aufgefordert, sich erneut zu bewerben – ausdrücklich auch mit Mischkonzepten.

Doch der Sieger stand wohl schon fest. Jochen Roemer, der vor Grossman das Babylon führte und einer der Kläger war, ist „entsetzt und empört“, wie er sagt. Noch nicht einmal so sehr darüber, dass er beim zweiten Ausschreibungsverfahren für eine „Alibiveranstaltung funktionalisiert“ wurde. Was ihn ärgert, ist die „Inkompetenz der Kulturverwaltung“, die ihre Entscheidung weder inhaltlich noch wirtschaftlich untermauern kann. „Wir brauchen eine Definition, was kommunales Kino heute leisten soll“, sagt er. Ein Mischkonzept öffentlich zu fördern, sei ein Unding. Und ein intellektueller Abstieg für die Stadt. THT