Intensiv abgemeldet

Nach Medienbericht: Pflegekammer und Krankenhausgesellschaft streiten um Personaluntergrenzen

Die Krankenhaus-

gesellschaft fordert die Abschaffung der Pflegepersonal-untergrenzen

Fehlendes Pflegepersonal auf Intensivstationen führt nach einem Medienbericht zu Engpässen bei der Notfallversorgung in Niedersachsen und Bremen. Die Lage habe sich in den Kliniken der beiden Bundesländer im Jahr 2019 gegenüber 2018 deutlich verschärft, teilte der NDR am Dienstag mit.

Das Politikmagazin „Panorama 3“ hatte Einblick in ein internes Kommunikationssystem zwischen Rettungsleitstellen und Kliniken. Darüber melden sich Stationen ab, wenn sie keine Patienten mehr aufnehmen können. So sollen Rettungswagen gezielt zu Krankenhäusern mit freien Kapazitäten gelenkt werden. Recherchen hätten ergeben, dass die Kliniken in Bremen innerhalb von vier Monaten am Jahresende in 66 Prozent der Gesamtzeit ihre Intensivstationen abgemeldet hätten. In Niedersachsen habe die Abmeldequote für die chirurgischen Intensivbetten bei 32, für die internistischen bei 53 Prozent gelegen.

Ein Sprecher der niedersächsischen Krankenhausgesellschaft sagte, die seit Anfang 2019 gesetzlich verankerten Personaluntergrenzen hätten die angespannte Situation noch verschärft. Eine Umfrage im vergangenen Juli habe gezeigt, dass 34 Prozent der Kliniken Betten auf den Intensivstationen schließen mussten, um die gesetzlichen Vorgaben zu erfüllen.

Die Krankenhausgesellschaft fordere die Abschaffung der Untergrenzen, sagte der Sprecher. Sinnvoller sei ein flexibler Personaleinsatz nach den aktuellen Erkenntnissen der Berufsqualifikationen. Gemeinsam mit dem Deutschen Pflegerat und der Gewerkschaft Ver.di habe die Deutsche Krankenhausgesellschaft eine Alternative entwickelt. Dabei werde Pflegepersonalbedarf eines Krankenhauses für die unmittelbare Patientenversorgung ermittelt und daraus die notwendige Pflegepersonalausstattung des gesamten Krankenhauses errechnet.

Die niedersächsische Pflegekammer warnte dagegen vor einer Abschaffung der Untergrenzen. Sie bildeten eine „rote Linie“, die nicht unterschritten werden dürfe, unterstrich Kammerpräsidentin Sandra Mehmecke. Nur so könne Leben und Gesundheit von Patienten und Pflegenden geschützt werden – auch wenn dafür Betten geschlossen werden müssten. „Beliebig viele Patientinnen und Patienten aufzunehmen, ohne dass genügend qualifizierte Pflegekräfte diese auch versorgen können, ist verantwortungslos.“

Mehmecke machte für den Fachkräftemangel und die einhergehenden Bettenschließungen Versäumnisse in der Gesundheits- und Pflegepolitik der vergangenen Jahrzehnte verantwortlich. (epd/dpa)