Billigere Bananen für Europa

WTO-Urteil: Die EU darf afrikanische und karibische Bananen-Exporteure nicht länger vor billiger Konkurrenz schützen. Importzölle für Lateinamerika sind nichtig

BERLIN taz ■ Die Europäische Union muss sich etwas Neues ausdenken, wenn sie ihre ehemaligen Kolonien unterstützen will. Bisher bevorzugt sie Bananen aus den so genannten AKP-Ländern (Afrika, Karibik, Pazifik) gegenüber den billigeren lateinamerikanischen Bananen. Nun erklärte die Welthandelsorganisation (WTO) die Importregeln der EU aber für rechtswidrig.

Geklagt hatten mehrere mittelamerikanische Länder sowie Brasilien, Kolumbien und Venezuela. Sie fürchten durch die geplante Reform der EU-Bananenmarktordnung schlimmste Auswirkungen für ihre Bananenproduzenten und den Verlust zahlreicher Arbeitsplätze. Unterstützt werden sie von US-Obstkonzernen, allen voran Chiquita. Doch Unternehmen haben vor der WTO kein eigenes Klagerecht. Die EU hat jetzt bis nächste Woche Zeit, sich mit diesen Ländern auf einen Kompromiss zu einigen. Scheitern die Gespräche, können die streitenden Parteien noch ein letztes Mal das WTO-Schiedsgericht anrufen.

Der Bananenstreit zieht sich schon seit gut einem Jahrzehnt hin. Im Kern geht es dabei um die Abwägung der Interessen von etwas reicheren Entwicklungsländern in Lateinamerika, die voll auf Bananen gesetzt haben, gegenüber denen von ärmeren Entwicklungsländern, die Bananen oft in traditionellem Anbau und somit meist teurer produzieren. Bislang garantierte die EU den AKP-Staaten feste Importkontingente und nahm den lateinamerikanischen Produzenten entsprechend weniger ab. Geht nicht, urteilte die WTO schon vor Jahren.

Deshalb schlug die EU vor, den Markt nur noch durch Zölle zu lenken. Ab 2006 will sie pro Tonne Latino-Bananen 230 Euro erheben. Die AKP-Staaten hatten noch höhere Zölle auf die Früchte der Konkurrenz gefordert. Die Lateinamerikaner aber fänden allenfalls 75 Euro hinnehmbar. Diesen Zoll zahlen sie schon nach der jetzigen EU-Bananenmarktordnung – aber nur bis zu einer Obergrenze von 2,7 Millionen Tonnen pro Jahr. Diese Mengenbeschränkung will die EU auf Geheiß der WTO abschaffen und dafür alle Bananen aus Lateinamerika gleich verzollen.

Dass dies nun von der WTO ebenfalls untersagt wurde, ist für den Handelsminister von Guayana und Sprecher der karibischen Staaten, Clement Rohee, „ein schrecklicher Schlag“. Denn viele der AKP-Bananenproduzenten müssen zudem Einschnitte hinnehmen, die die EU bei den garantierten Zuckerimporten aus ihren ehemaligen Kolonien vornimmt – ebenfalls auf Befehl der WTO. NICOLA LIEBERT