Die Olympischen Sommerspiele

Nachbetrachtungen

■ betr.: „Wenn der Schurke mit dem Sportler“, taz vom 13. 8. 12

„Was den Beitrag des internationalen Sports zur Völkerverständigung betrifft, erlaube ich mir zu bemerken, dass der Sport den heftigen Hass zwischen den Nationen verstärkt und auch zwischen jenen Völkern Zwietracht sät, die ansonsten keinen natürlichen Grund haben, miteinander zu streiten.“

George Bernard Shaw, irischer Schriftsteller (1856–1950)

„Der große Sport fängt da an, wo er längst aufgehört hat, gesund zu sein.“ Bertolt Brecht, deutscher Dramatiker (1898–1956)Askeron92, taz.de

■ betr.: „Ich trinke Tee und hebe den Müll auf“, taz.de v. 23. 7. 12

Sport sollte nichts mit Nationalismus zu tun haben, insofern sind die Nationalitäten unwichtig. Im Profi-Fußball gibt es diese Debatte ja auch und zumindest auf Vereinsebene wird immer wieder hervorgehoben, dass so viele eigene Talente ausgebildet würden, doch letztlich ist es den Fans egal, woher der Torschütze kommt, solange er sich überzeugend engagiert. Eine Nation ist ein Konstrukt zur Abgrenzung. Wenn der Sport dieses aufhebt und zur Bewusstseinserweiterung beiträgt, ist das zu begrüßen. Mathias, taz.de

■ betr.: „Klatschhilfen von Samsung“, taz.de. vom 22. 7. 12

Die olympische Flamme hat nichts bei diesem Imperialistenpack zu suchen. Olympische Spiele sind eine philhellene Abart des westlichen Kulturimperialismus, der in seiner Vertrottelheit nicht gerafft hatte, dass die Hälfte der Griechen, denen man 1821 heldenhaft zur Rettung herbeieilte, überhaupt nicht „ihr“ europäisches (Alt-)Griechisch sprach und die andere Hälfte eh Albaner waren.

Daraufhin hat man sich sein Griechenland passend gezaubert mit falschen Übersetzungen (Demokratie), völligem Missverständnis (Sklaverei und Patriachat war die Herrschaftsform des Altertums und nicht Demokratie) und eben dreisten Verfälschungen, denn im Altertum waren alle Athleten gedopt. Herkules, taz.de

■ betr.: „Ein rauschendes Globalisierungsfest“, taz.de vom 13. 8. 12

Zumindest was die Eröffnungsfreier und die Abschlussfeier angeht, fand ich das Fest mehr „rauschend-nationalympia“ als weltolympia like. Das muss doch politisch so gewollt gewesen sein, in Anbetracht der Wirtschaftskrise und des drohenden Zerfalls von Großbritannien.

Sicherlich werden keine Olympischen Spiele frei von (innen)politischen Motivationen sein, aber das in London war mir einfach too much.

Schön, dass sich die Briten wiedergefunden haben. So sieht also positiv-gesunder Patriotismus aus, sagen einige. Bleibt nur zu hoffen, dass der Rest Europas diesen nicht nachahmt. Es ist wohl aber schon zu spät. Dann lasst uns alle wieder so fröhlich-national sein, das wird sicherlich unser Leben bereichern und viel Fortschritt bringen. Haha. jovopopo, taz.de

■ betr.: „Zehnkampf: höher, schneller, weiter“, taz vom 8. 8. 12

Gelegentlich könnte man meinen, der Medaillenspiegel gäbe den aktuellen Stand der Weltherrschaft wieder. Dass gerade China an erster Stelle dieses Spiegels steht, sorgt für sehr viel Argwohn. Erfolgreiche chinesische Athleten/innen werden sehr schnell mit Doping in Verbindung gebracht. Nach objektiven Kriterien wie der Bevölkerungszahl pro Staat gemessen, ist der erste Platz im Medaillenspiegel für China jedoch im Grunde logisch. Nach dem Verbot der Ganzkörper Schwimmanzüge nach der Olympiade von 2008 waren sich die Experten mehr oder weniger einig, dass diese Weltrekorde wohl lange Bestand haben würden, 2012 wurden jedoch wieder acht Weltrekorde gebrochen. Wobei die USA am erfolgreichsten waren. Hinter wie vielen Medaillen und Rekorden stehen hier wohl unerlaubte Mittel? PASCAL MÄRZ, Sursee, Schweiz

■ betr.: „Homosexuelle Olympioniken“, taz.de vom 11. 8. 12

Es ist schon ein desaströses Bild, wenn so wenige Athleten sich als homosexuell outen. Gleichzeitig habe ich aber das Gefühl, dass dies so ungefähr auch die ersten Spiele sind, bei denen sich Athleten als heterosexuell outen.

Als die US-amerikanische Torhüterin kurz vor den Spielen verkündete, dass im Olympischen Dorf wild herumgevögelt würde, hat das viele Menschen offenbar überrascht bis schockiert, die Medien haben breit berichtet. War es vielleicht so, dass Spitzensportler früher generell als „asexuell“ oder gar nicht als wirkliche Menschen gesehen wurden, sondern als medaillengewinnende Maschinen, denen man ein Plansoll an Medaillen aufzwingen kann?

Anders ist es jedenfalls kaum zu erklären, dass selbst in aufgeklärten Nationen wie denen Westeuropas oder in Kanada sich kaum jemand outet: weil Sexualität schlicht nicht thematisiert wird. Leichtathletik ist schließlich nicht Fußball, wo sich Männer in den Armen liegen, sich übereinander wälzen und zusammen heulen, bis sie auch zusammen menstruieren, und jeden, der auch nur ansatzweise schwul ist, ausgrenzen. deviant, taz.de

■ betr.: „Warum gucken wir das bloß?“, taz.de vom 9. 8. 12

Ich weiß nicht, warum „wir“ das gucken, aber ich weiß, warum ich es tue: Es ist schön, Menschen zu sehen, die ihr Leben einem einzigen Ziel widmen. Und es sind schöne Menschen mit glänzenden Augen und freundlichem, offenem Lächeln. Und es sind knochige, verbiesterte Sehnen- und Muskelwesen, die ungläubig und strahlend und mit Tränen in den Augen auf die Knie sinken, wenn ihnen der Erfolg vergönnt ist, für den sie ihr Leben lang geackert haben.

Es sind demütige Menschen, es sind Menschen, die vielleicht besessen sind, aber im Gegensatz zu so vielen anderen bewirken sie Gutes. Sie sind nicht besessen von Macht, von Ruhm, von Geld, nicht von ihrer Wirkung auf andere, nur von dem, was sie wirklich verdammt gut können.

Und oft sind es kluge Menschen, die sich so angenehm von den dumpf stammelnden, aber ungleich viel populäreren Fußballern unterscheiden, und aufgeräumte Menschen, die sich so angenehm von den Selbstdarstellern unterscheiden, und interessante Menschen, die sich so angenehm von den Menschen unterscheiden, die im Alltag an einem vorbeischluffeln.

Jojas, taz.de

■ betr.: „London 2012. So war’s“, taz vom 14. 8. 12

Ich war doch sehr erstaunt, wie unkritisch in den deutschen Medien über die Spiele in London berichtet wurde: So wurde nirgends kritisiert, dass der Kartenverkauf durch das Kreditkartenunternehmen Visa monopolisiert war. Nur in den offiziellen Souveniershops durfte man „freundlicherweise“ auch bar bezahlen.

Es war interessant zu sehen, welche Bilder gezeigt wurden und welche nicht: Das Olympia-Stadion war sehr schön, rundherum aber umlagert von hässlichen Zelten und Funktionsbauten jeglicher Art. Diese Teile des Olympia-Parks wurden ausgeblendet. Dass der Junk-Food-Hersteller McDonald’s bei einer Sportveranstaltung das weltweit größte Lokal seiner Art betreiben durfte, war in den Medien keine Kritik wert.

Auch wurde der Eindruck erweckt, dass ganz London im Olympiafieber sei: Das war (Ausnahme: die Marathon-Läufe) falsch. Die Bildführung der BBC beim Marathon-Lauf am Sonntag war typisch: Die Laufstrecke führte an den schönsten Gebäuden und Plätzen der Stadt vorbei. Die Strecke führte aber auch durch hässliche Teile, an Betonbausünden der 60er und 70er Jahre vorbei. Dann aber wurden die Läufer in Nahaufnahme gezeigt, ein Werbefilm für die Stadt. Trotz alledem: Toll war die Freundlichkeit der Engländer, die Hilfsbereitschaft der Zehntausenden freiwilliger Helfer. Und: Dass die Olympischen Spiele mit „My Generation“ gespielt von The Who beendet wurden, war grandios. BERND SCHNEIDER, Frankfurt am Main

■ betr.: „Ein toller Misserfolg“, taz.de 13. 8. 12

Es war für mich das schönste Olympiafest, an das ich mich erinnern kann. Leider gilt das Lob nur für die Veranstalter, kaum aber für die Aktiven. Die ewig neuen Weltrekorde im Schwimmen und in den Laufdisziplinen und eigentlich allem, wo Doping hilfreich ist, haben mir in ihrer Ungeheuerlichkeit die Party dann doch verdorben.

Beim Schwimmen hab ich irgendwann regelmäßig weggeschaltet, weil ich keine Lust mehr hatte, US-Sportlerinnen, Chinesinnen und so weiter mit unglaublichen Zeiten und Vorsprüngen siegen zu sehen. Die amerikanische 4x100-Meter-Staffel der Frauen mit ihrem „Fabelweltrekord“ von über einer halben Sekunde unter dem alten Dopingrekord war dann der Rest.

Im Übrigen frage ich mich, wieso alle diese Sportler so herzlich olympisch miteinander umgehen. Eigentlich würde ich mal solche Kommentare erwarten: „Ich konnte der Siegerin nicht die Hand geben. Die ist voll von Anabolika und tut bei der Siegerehrung mit ihrem Geheule noch so, als sei sie von der eigenen Leistung überwältigt. Das widerte mich an.“ Statt dessen herzen sie sich alle. Würde ich ehrlich trainieren, würde mir die Hutschnur platzen. Warum wohl nicht den Athleten dort? Sebastian73, taz.de

■ betr.: „Wenn der Schurke mit dem Sportler“, taz vom 13. 8. 12

Auch wenn London sicher kein gelungenes Beispiel für „demokratische“ Spiele ist, ist die Entscheidung, die Winterspiele 2014 in Sochi abzuhalten, mehr als zynisch. Nicht nur wird eine einmalige Biosphäre zerstört, die olympischen Bauten werden laut einem Bericht der tscherkessischen Journalistin Fatima Tlisova wörtlich auf den Knochen der im 19. Jahrhundert im Zuge großangelegter ethnischer Säuberungen ermordeten lokalen Bevölkerung errichtet.

IRMA KREITEN, taz.de

■ betr.: „Wenn der Schurke mit dem Sportler“, taz vom 13. 8. 12

Schurken vergeben die Spiele an Schurkenstaaten, veranstalten Schurkenspiele mit Schurkenmedaillen. Der Olympische Geist der Antike war auch nur eine andere Variante des Säbelrasselns. Heute messen sich hier ebenso zahlreiche Sportsoldaten und Sportsoldatinnen nebst Sportler/innen der Polizei sämtlicher Nationen. Die sportlichen Wettkämpfe spiegeln nach wie vor den Kampf der Ideologien. Schurkistan ist überall, Hauptsache die Kasse klingelt. kroete, taz.de

■ betr.: „Wenn der Schurke mit dem Sportler“, taz vom 13. 8. 12

Da jetzt die Spiele für 2024 vergeben werden, kann niemand feststellen wie demokratisch oder undemokratisch ein Land in zwölf Jahren sein wird. Als demokratisches Beispiel wird in Ihrem Artikel Südkorea genannt. Gerade Südkorea könnte sich durch den Konflikt mit seinem Nachbarn sehr schnell in ein nichtdemokratisches Land verwandeln. Der Anspruch ist also kaum umsetzbar, außer man möchte mehr als die Hälfte aller Staaten von der Vergabe ausschließen.

Und wer entscheidet dann eigentlich darüber, was demokratisch genug ist? martin, taz.de

Die Spiele der XXX. Olympiade in London sind seit einer Woche vorbei. Die taz widmete ihnen unzählige Zeilen online und viele Seiten in der gedruckten Ausgabe.

Einige Artikel wurden von den Lesern (Frauen waren deutlich weniger vertreten) heftig mit Kommentaren begleitet.

Dabei ging es um Fragen wie: Welchen Sinn ergibt das Ganze?

Geht es wieder um Nationalismus?

Sollen sich Sportler outen – sollen sie geoutet werden, wenn sie im Privaten Partner des eigenen Geschlechts bevorzugen?

Wie ist das mit dem Dopen?

Welches Bild wurde den Zuschauenden von den Olympischen Spielen und von London präsentiert?

War es überhaupt schön oder nicht schön?

Lesen Sie.