Harter Einsatz gegen weiche Währung

Egal ob Gulden oder Euro – für Wim Duisenberg war die Preisstabilität oberstes Ziel der Geldpolitik

BERLIN taz ■ Stolz registrieren die Niederländer das Lob, das ihrem „Mr. Euro“ gespendet wird. Der niederländischen Zeitung Volkskrant war dies ein eigener Artikel wert: Ob Bundesfinanzminister Hans Eichel oder der französische Premier Dominique de Villepin – sie alle würdigten Wim Duisenbergs „äußerst bedeutsame Rolle“ bei der Einführung des Euros. Der ehemalige Chef der Europäischen Zentralbank (EZB) ist am Sonntag in Südfrankreich gestorben.

Die genauen Todesumstände sind unklar. Die französische Polizei teilte mit, der 70-Jährige sei im Swimmingpool seiner Villa gefunden worden. „Er ist ertrunken, nachdem er Herzprobleme hatte“, erklärte ein französischer Staatsanwalt. Dem widerspricht jedoch die Witwe. Gretta Duisenberg sagte der Volkskrant, ihr Mann sei vor seinem Arbeitszimmer zusammengebrochen. In jedem Fall wird ein unnatürlicher Tod ausgeschlossen.

Duisenberg begann seine Karriere von 1966 bis 1969 beim Internationalen Währungsfonds in Washington. Anschließend war er Professor für Makroökonomie an der Universität Amsterdam. Von 1973 bis 1977 amtierte er als niederländischer Finanzminister. Der damalige Premier Den Uyl suchte „einen Sozialdemokraten, der aussieht wie ein Bankier“. Der große Friese mit den stahlblauen Augen, der sonoren Stimme und der vollen Haarpracht hatte bald seinen Spitznamen weg: „holländischer Kennedy“. Denn der damals 38-Jährige war eindeutig der hübscheste Mann im Kabinett.

Doch war Duisenberg auch durchsetzungsstark. Immer noch ehrfürchtig erinnern sich die Niederländer an seine Sparaktionen: So beschloss er 1975, dass die Regierung nur noch ein Prozent des Wachstums zusätzlich ausgeben dürfe – „eine Revolution“ (Volkskrant).

Von 1982 bis 1997 leitete Duisenberg dann die niederländische Zentralbank – für ihn „die schönste Stelle der Welt“. Wieder wollte er für Stabilität sorgen und den Gulden so hart wie die Mark machen. Die Franzosen nannten ihn spöttisch „Monsieur Cinq Minutes“, weil Duisenberg angeblich stets nur fünf Minuten brauchte, um eine Zinsveränderung der Bundesbank zu übernehmen. Danach, so die Legende, hätte er sich wieder seinen Hobbys Golf, Tennis, Segeln und Fotografieren gewidmet.

Die treue Gefolgschaft in der Geldpolitik hat dem Ex-Bundesbankpräsidenten Hans Tietmeyer gefallen. Er schlug Duisenberg als ersten EZB-Präsidenten vor, denn gegen einen deutschen Chef hätten die Franzosen opponiert. Duisenberg amtierte von 1998 bis 2003 – in diese Zeit fiel die Einführung des Euros. Dabei setzte sich Duisenberg gegen alle Staatschefs durch, die die Kontrolle über Zinsen und Wechselkurse behalten wollten.

Schon bei Duisenbergs Ernennung war bekannt, dass er seine achtjährige Amtszeit aus Altersgründen vorzeitig beenden würde. An seinem 68. Geburtstag räumte er dann den EZB-Chefsessel für seinen Nachfolger, den Franzosen Jean-Claude Trichet. Doch eine Erinnerung an Duisenberg wird bleiben: Seine Unterschrift ziert Millionen von Euro-Geldscheinen.

ULRIKE HERRMANN