Roboter gegen Brasilien

Zweimal hintereinander wurde die deutsche Roboter-Nationalmannschaft Fußballweltmeister. In Japan gewann man im Endspiel nach Elfmeterschießen. 2050 will man gegen Menschen gewinnen

AUS DORTMUNDUTA
BAIER

Deutschland ist Fußballweltmeister, Dortmund Deutscher Meister! Alles nur Wunschträume? Irrtum, denn im Roboterfußball funktioniert noch, was für Fans der beliebtesten deutschen Sportart längst in weite Ferne gerückt zu sein scheint: das Siegen.

Die Weltmeisterschaft fand in diesem Jahr in Japan statt. Bereits zum zweiten Mal hintereinander konnte sich die deutsche Roboter-Nationalmannschaft den Titel sichern. Sie besteht aus Teams der Uni Bremen, der Technischen Universität Darmstadt, der Humboldt-Universität Berlin sowie der Dortmunder Universität. In einem packenden Endspiel gegen den harten Gegner, die australischen NuBots, war freilich auch ein Quäntchen Glück dabei. Erst nach gewonnenem Elfmeterschießen konnten die Deutschen den schon verloren geglaubten Pokal doch wieder mit nach Hause nehmen.

Sie punkteten besonders durch ihre Schnelligkeit. „Wir sind im Durchschnitt 25 Prozent schneller als unsere Gegner“, sagt Uwe Schwiegelshohn, Leiter des Instituts für Roboterforschung an der Uni Dortmund. Das läge daran, dass früher viel Zeit in Software-Entwicklung investiert werden musste. Heute würden die Roboter soweit entwickelt, dass sie selbstständig lernen, sich schnell auf dem Spielfeld zu bewegen und zu orientieren. Dabei ist das gar nicht so einfach. Die Roboter sind nur mit einer kleinen Kamera ausgestattet, die qualitativ nicht mehr leisten kann als eine gewöhnliche Handy-Kamera. Mit Hilfe dieser Kamera und den vier Landmarken, die neben dem vier mal sechs Meter kleinen Fußballfeld aufgestellt sind, müssen sich die Roboter nun auf dem Spielfeld orientieren. Gleichzeitig sollen sie aber auch versuchen, den Ball ins Tor zu schießen. Anders als in der Bundesliga geschieht dies nicht mit dem Fuß, sondern mit der Brust oder dem Kopf. „So können die Roboter den Ball gezielter schießen“, erklärt Ingo Dahm, Trainer des Dortmunder Teams „Microsoft Hellhounds“.

Er muss es wissen. Schließlich waren es die Dortmunder Forscher, die im vergangenen Jahr am eindrucksvollsten gezeigt haben, was man mit so einem ‚einfachen‘ Spielzeugroboter alles anfangen kann. Sie holten sich neben dem Weltmeistertitel auch die Goldmedaille der RoboGames in San Francisco, wurden Sieger der internationalen German Open und Interkontinentalmeister der American Open in Atlanta. Das Erfolgsrezept der „Hellhounds“ besteht in der Dreiteilung des Teams. „Zuerst besteht unsere Mannschaft aus Studenten, die in jedem neuen Wintersemester die Möglichkeit haben, an dem Roboter-Workshop teilzunehmen,“ sagt Schwiegelshohn. Und sie übernehmen die eigentliche Hauptarbeit – das Programmieren. Unterstützt werden sie von zwei bis drei erfahrenen HiWis und den Wissenschaftlern, die letztendlich die neuen Konzepte ausarbeiten. Ziel der Forscher ist es, irgendwann einmal mit zweibeinigen, menschenähnlichen Robotern zu spielen. „2050 wollen wir so den dann amtierenden Fußballweltmeister schlagen“, lacht Robotfan Schwiegelshohn.

Jetzt freuen sich die Forscher erst einmal auf die nächste Roboter-Fußballmeisterschaft, die wie ihr großes Vorbild im nächsten Jahr auch in Deutschland ausgetragen wird.