Festival mit Kuh

LANDFESTIVAL Das Stemweder Open Air ist eines der größten und ältesten Umsonst-und-draußen-Festivals des Landes. Ab morgen findet das von rund 300 Ehrenamtlichen gestemmte Festival zum 36. Mal statt

Lange Zeit herrschte erdrückende Schamoni’sche Provinz-Tristesse – bis in die 70er

VON ROBERT MATTHIES

Zwei Schützenvereine nebst Schützenfest, ein Schäferhundverein, ein Blasorchester, ein paar Reit- und Sportvereine, vier Geflügelzüchtervereine und eine Heimatbühne mit plattdeutschen Theaterabenden. Das übliche Freizeitprogramm der Region hat auch das beschauliche Stemwede zu bieten. Darüber hinaus aber war die Kommune im Nordosten Osnabrücks wie so viele andere ihrer Art lange Zeit kulturelle Einöde, beherrscht von erdrückender Schamoni’scher Provinz-Tristesse.

Bis in die 70er, als Alternativkultur und Jugendzentrumsbewegung auch hier Einzug hielten und die Stemweder Jugend begann, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. 1974 gründete sich die Initiative Jugendzentrum Stemwede, anderthalb Jahre später schon zog man selbst verwaltet in die Oppendorfer Schule, veranstaltete Kreativkurse, Freizeitfahrten, Seminare und Konzerte. Sechs Jahre später war zwar wieder Schluss, die Gemeinde verkaufte das Haus.

Anders als andernorts aber bewiesen die Stemweder Jugendbewegten beachtliches Durchhaltevermögen, wichen in Kirchengemeinden und andere Räume aus und setzten ihre Arbeit fort, organisierten Ferienprogramme und stellten schließlich die Stemweder Kulturtage mit Lesungen, Kindertheater oder Konzerten auf die Beine.

Für den nötigen Zusammenhalt aber sorgte in all den Jahren vor allem das gemeinsame Ziel, das Stemweder Open Air, ein kleines Umsonst-und-draußen-Festival, das 1976 zum ersten Mal noch auf dem Rasen vor dem Jugendzentrum stattfand, fortzuführen.

Seit elf Jahren gibt es nun mit dem Jugendbistro Life House sogar wieder eine feste Adresse für Stemweder Kinder und Jugendliche. Vor allem aber ist das Stemweder Open Air immer weiter gewachsen. Über 20.000 Menschen treffen sich mittlerweile jährlich für drei Tage am Ilweder Wäldchen im Ortsteil Haldem. Rund 300 Ehrenamtliche stemmen das größte Festival in der Region, wenn es Erlöse gibt, kommen sie der Kinder- und Jugendarbeit zugute.

Ab morgen findet das Festival mit der Kuh vor dem roten Stern zum 36. Mal statt. 32 Bands und Künstler stehen ab Freitagabend auf der Wald- und der Wiesenbühne, unter anderem die italienische Ska-Legende Redska und das Berliner Electroclash-Trio Supershirt. Im „Sonnensystem“ bitten derweil Soundsystems zum Tanz, außerdem gibt es eine Poetry-Slam-Revue und ein Band-Contest bietet regionalen Newcomer-Bands die Chance, einmal auf großer Bühne zu spielen.

■ Stemwede-Ilwede: Fr, 17. 8. und Sa, 18. 8., Illweder Wäldchen, Hörstenweg 2, www.jfk-stemwede.de/festival