Meike Jansen schaut sich in den Galerien von Berlin um

Als eine Gruppe von KünstlerInnen und VermittlerInnen vor zwei Jahren Wowereits Vorhaben „Leistungsschau“, das dann hurtig in „based in berlin“ umbenannt wurde, offen kritisierte, schienen noch sehr viele euphorisiert von so viel Gemeinschaftsgefühl unter den ach so individualisierten bildenden KünstlerInnen. Alles wies gen erfolgreiche Zukunft: Der Wowereit-Klan war glücklich mit seiner oberflächlichen Beschau Berlins, die anderen darüber, endlich ein einflussreiches Bündnis ins Leben gerufen zu haben. Wo aber steht „Haben und Brauchen“ heute? Eine, wenn nicht die repräsentierende Kraft, Ellen Blumenstein, ist ab 2013 institutionalisiert und wird Chef-Kuratorin der Kunst-Werke. Dass sie weiterhin eine der HauptansprechpartnerInnen bei „Haben und Brauchen“ ist, wurde am letzten Samstag klargestellt, als das Bündnis zu einer Diskussion lud. Einladungstext: „Wir möchten vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklungen die Förderstrukturen und ihre Auswirkungen für die KünstlerInnen diskutieren. Ziel ist es, Strategien und konkrete Handlungsmöglichkeiten zu entwickeln.“ Die aktuellen Entwicklungen: Mit der nun möglichen Citysteuer wird ein goldenes Kalb in den Ring gestoßen, an dem vor seiner Geburt bereits so heftig gezerrt wird, dass man um eine Totgeburt fürchten muss. Eine Projektraumförderung von siebenmal 30.000 Euro, die als Preisgeld noch ab 2012 jährlich ausgelobt wird, scheint hingegen unabhängig von der Citysteuer bereits beschlossen. Maßgeblich an dieser Förderstruktur beteiligt ist das Netzwerk freier Berliner Projekträume und -initiativen. 30.000 Euro also, das wären immerhin die Miete und eine Person, die unter prekären Umständen eingestellt werden könnte. Ein sogenannter Tropfen auf dem heißen Stein, von dem noch nicht bekannt ist, unter welchen Klimabedingungen er sich von der Wolke überhaupt löst. Und „Haben und Brauchen“? diskutierten ausufernd, ob man sich nun in das politische Gefüge begeben soll oder nicht. Zwei Jahre Gerede für ein Manifest, ein paar kritische Worte und gutes Gefühl? Wenn das keine Politik ist. Zumindest ist es keine Kunst.