Sonst Tierseuchen, jetzt Corona

In Niedersachsen testen nun veterinärmedizinische oder lebensmitteltechnische Einrichtungen Covid-19-Proben

Von Juliane Preiß

Die Testkapazitäten zu erhöhen, ist nicht einfach, weil Reagenzien, Abstrichtupfer oder Chemikalien knapp sind. Nichtsdestotrotz testen nun auch die Labore des Niedersächsischen Landesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (Laves) in Oldenburg und Hannover Proben von potenziell an Covid-19 Erkrankten.

Die Beschaffung von Testmaterialien sei zwar schwierig, „aktuell bestehen jedoch keine Engpässe im Laves“, sagt Sprecherin Hil­trud Schrandt. In den Laboren, wo sonst auf Tierseuchen wie Vogelgrippe oder Schweinepest getestet wird, könnten bis zu 1.500 Proben am Tag untersucht werden.

„Wir sind davon nicht begeistert“, sagt ein Sprecher des Berufsverbands deutscher Laborärzte (BDL). Eine der Hauptaufgaben von Labor­ärzten in veterinärmedizinischen oder lebensmitteltechnischen Einrichtungen sei die Beratung der behandelnden Ärzte. Einrichtung aus der Veterinärtechnik fehle dafür das nötige Knowhow. Dem entgegnet das Laves, dass in den eigenen Laboren nur Proben untersucht, aber nicht beraten werde. Die Tests seien Amtshilfen für Behörden. Getestet werden sollen „Personen aus Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben“ wie Polizei, Feuerwehr, oder Pflegepersonal, um dort Ausfälle zu vermeiden.

Auch private Labore für Veterinärdiagnostik in Niedersachsen testen Covid-19-Proben, berichtet der NDR. Allerdings müssen die Kosten von rund 150 Euro privat übernommen werden. Die Kassenärztliche Vereinigung lehnt es ab, solchen Laboren die Zulassung zu erteilen, da die Finanzierung unsicher sei. Die Kosten für Untersuchungen in den Laves-Laboren übernimmt das Land, heißt es aus der Pressestelle. Und was die Zulassung betrifft: „Die Voraussetzungen für die Untersuchungen durch Laves wurden vom Landesgesundheitsamt geprüft und als erfüllt anerkannt.“

Um den erhöhten Bedarf von Tests in Südniedersachsen zu decken, wurde am Göttinger Campus das diagnostische Netzwerk CoV2-DiaNetGÖ gegründet. Beteiligt sind Institute der Uni Göttingen, der Universitätsmedizin Göttingen sowie die Max-Planck-Institute. Bisher werden 1.500 Tests am Tag durchgeführt. Auch in Göttingen wären bis zu 3.000 Tests täglich möglich, teilte die Uni Göttingen Ende vergangener Woche mit, wenn „der Lieferengpass von Testkits zeitnah behoben wird“.