„Dies ist ein schlechter Tag“

Loveparade-Prozess zehn Jahre nach Tragödie endgültig eingestellt

Knapp zehn Jahre nach der Loveparade-Tragödie mit 21 Toten hat das Landgericht Duisburg den Strafprozess am Montag komplett eingestellt. Damit endete einer der größten Prozesse der vergangenen Jahrzehnte nach 184 Verhandlungstagen ohne Urteil.

Bei der Duisburger Loveparade waren am 24. Juli 2010 durch ein Gedränge an der Zugangs- und Abgangsrampe des eingezäunten Veranstaltungsgeländes 21 Menschen getötet und mehr als 650 verletzt worden. Gegen sieben weitere Angeklagte hatte das Gericht das Verfahren bereits im Februar 2019 beendet.

Letztlich hätten wohl vielfältige Umstände die Katastrophe heraufbeschworen, erläuterten die Richter am Montag – von den Anfängen der Planung bis zum Ende des Unglückstags. Unter Gesamtwürdigung dieser Erkenntnisse und aller Umstände des Unglücks sei trotz dessen schwerwiegender Folgen eine mögliche Individualschuld der Angeklagten als gering einzuschätzen, begründete die Strafkammer nach Gerichtsangaben ihren Beschluss.

Bei den ursprünglich zehn Angeklagten in dem Verfahren handelte es sich um sechs Bedienstete der Stadt Duisburg und vier Mitarbeiter des damaligen Loveparade-Veranstalters. Die Anklage lautete auf fahrlässige Tötung und fahrlässige Körperverletzung. Zuletzt saßen noch drei Beschäftigte der Veranstaltungsfirma auf der Anklagebank.

Wegen der Coronakrise hatte das Gericht das Verfahren vorübergehend eingestellt. Dadurch konnten mehrere Verhandlungstage wenige Monate vor Eintritt der Verjährung im Sommer nicht stattfinden.

Die Duisburger Strafkammer hatte Anfang April die Einstellung des Prozesses auch gegen die drei letzten Angeklagten vorgeschlagen. In der Folge stimmten Staatsanwaltschaft und Angeklagte der Einstellung zu.

Es gibt jedoch auch Unmut. „Dies ist ein schlechter Tag für die Justiz“, sagte Nebenklage-Anwalt Julius Reiter. „Die Art und Weise der Beendigung unter Abwesenheit des Sachverständigen, den wir nicht befragen konnten, ist ein unwürdiges Ende des Prozess.“ (afp, dpa)