Geisterspiele gemeistert

Eintracht Braunschweig steigt wieder in die 2. Bundesliga auf, nachdem sie in der Saison davor beinahe in die 4. Liga abgeschmiert wäre. Meppen schafft den siebten Platz

Autsch, das tat weh: Max Kremer (SV Meppen) trifft Yari Otto (Eintracht Braunschweig) beim Freistoß Foto: Frank Wenzel/imago

Von Thomas Wübker

Man könnte fast glauben, es gäbe so etwas wie das Gesetz der Serie: So wie der diesjährige Zweitliga-Aufsteiger Eintracht Braunschweig in der Saison 2018/19 beinahe in die 4. Liga abgestiegen wäre, war es auch den drei Vereinen ergangen, die in den drei Jahren davor in die 2. Liga aufgestiegen sind.

Die Braunschweiger erlebten eine Saison mit Höhen und Tiefen. Vor der Coronapause standen sie auf dem neunten Tabellenplatz. Am vorletzten Spieltag machten sie den Aufstieg perfekt. Meister der Geisterspiele wurden die Braunschweiger aber nicht, weil sie am letzten Spieltag in Meppen Punkte abgaben. Dabei wäre die Kulisse angemessen gewesen.

Die Meppener Hänsch-Arena ist eine Mischung aus Dorfsportplatz mit unüberdachten Stehplätzen und moderner Wellblecharena. Eine Handvoll Braunschweiger Fans schrie vor dem Stadion Sprüche wie „Nie mehr 3. Liga“ oder „Scheiß Hannover“. Das klang jedoch eher nach Junggesellenabschied als nach Support.

Das Fußballspiel, das der SV Meppen und Eintracht Braunschweig am letzten Spieltag der Saison 2019/2020 zeigten, war unterhaltsam, vielleicht weil es um nichts mehr ging. Die Meppener führten schon nach einer Viertelstunde mit 2: 0. 15 Minuten später hieß es 3: 1, am Ende stand es 4: 3. Zwei Tore hatte der Ex-Braunschweiger Julius Düker geschossen.

In der Endabrechnung der Vorsaison war die Eintracht auf Tabellenplatz 16 gelistet worden, punktgleich mit dem damaligen Absteiger Energie Cottbus. Jetzt folgen die Braunschweiger Paderborn und Osnabrück in die 2. Liga. Die Ostwestfalen waren 2017 nur deswegen nicht abgestiegen, weil der VfR Aalen Insolvenz anmeldete.

Der VfL Osnabrück blieb ein Jahr später auf Platz 17 knapp über dem Strich, stieg aber 2019 als Drittligameister auf. Und nun Braunschweig. Sollte sich diese Tradition fortsetzen, wäre Zwickau ein heißer Aufstiegskandidat fürs kommende Jahr. Die Zwickauer schlossen die Saison aufgrund des besseren Torverhältnisses von einem Tor auf Platz 16 punktgleich vor dem Chemnitzer FC ab, der mit Preußen Münster, der SG Sonnenhof Großaspach und Carl Zeiss Jena in die 4. Liga abstieg.

Aktuell stehen Braunschweig und Meppen ohne Trainer da. Der Vertrag von Braunschweigs Marco Antwerpen wurde noch nicht verlängert. Meppens Übungsleiter Christian Neidhardt wechselt nach sieben Jahren zu Rot-Weiß Essen. Ein Nachfolger steht noch nicht fest.

Die Meppener müssen auch einen Aderlass an sieben Spielern hinnehmen, allen voran Mittelstürmer Deniz Undav, mit 17 Toren Topscorer des SV. Er wechselt nach Belgien und war am Samstag schon nicht mehr dabei. Wie es angesichts des Aderlasses für die Meppener weitergeht, ist noch nicht klar. In der Vergangenheit haben sie ein glückliches Händchen beim Scouting bewiesen und Perlen wie eben Undav an Land geholt.

Auf dieses glückliche Händchen und auf Nachwuchsspieler will sich der SV weiterhin verlassen. „Wir können keine großen Summen bezahlen, aber es hat sich rumgesprochen, dass Meppen ein Sprungbrett sein kann“, so Pressesprecher Thomas Kemper. Innenverteidiger Marco Komenda hat zum Beispiel den Sprung in die 2. Liga geschafft. Er wechselt zu Holstein Kiel.

Dass die Meppener überhaupt den 7. Platz in der Endabrechnung belegt haben, ist beachtenswert. Es ist die erfolgreichste Platzierung der Emsländer in der 3. Liga. Der Marktwert der Mannschaft wird bei transfermarkt.de auf 4,3 Millionen Euro taxiert. Sie belegt damit den fünftletzten Platz in der Geldtabelle.

Die Braunschweiger sind vom Marktwert her auf Platz Drei hinter der zweiten Mannschaft von Bayern München und dem FC Ingolstadt 04 gelistet. Die Tabellenplätze der Eintracht und der Ingolstädter erscheinen somit folgerichtig. Den Titel holten sich die Bayern. Sie steigen aber als zweite Mannschaft eines Bundesligisten nicht auf. Die Würzburger Kickers sind der zweite direkte Aufsteiger. Der FC Ingolstadt spielt am 7. und 11. Juli in der Relegation gegen den 1. FC Nürnberg.