Mit Paste gegen Piraten

SCHIFFSSCHUTZ Rutschige Flüssigkeiten und Knallkanonen, die schwindeln machen: Rüstungsindustrie stellt in Hamburg neue Produkte für den Einsatz gegen Piraten und zum Schutz von Windparks vor

Versicherungen fordern hohe Prämien für die Nutzung gefährdeter Routen

Jede fünfte deutsche Reederei wurde bereits von Piraten-Angriffen getroffen. Diese Entwicklung bietet jedoch auch Chancen: „Angesichts der Sicherheitslage hat unsere Industrie große Chancen zur Entwicklung von Abwehrsystemen in diesem Bereich“, sagte die Maritime Koordinatorin der Bundesregierung, Dagmar Wöhrl, zur Eröffnung der Hamburger Fachmesse für maritime Sicherheit und Verteidigung.

So bot die Messe Reedern zum Beispiel Glitschgel und Schallkanonen, um ihre Schiffe vor Seeräuber-Attacken zu schützen. Bei einem Angriff kann die Schiffscrew dann grüne und rote Flüssigkeiten versprühen, auf denen die Piraten ausrutschen. Oder die Mannschaft kann mit Knallkanonen bei den Angreifern ein Schwindelgefühl erzeugen.

Kreuzfahrtschiffe und einige Dutzend Frachter sind bereits mit solchen Systemen ausgerüstet. Dazu trug auch Druck aus der Versicherungsbranche bei, die bei Nutzung gefährdeter Routen hohe Prämien verlangt.

Für Konteradmiral Heinrich Lange reichen Glitschgel und Knallkanonen allerdings nicht aus: „Man sollte immer noch ein As in der Hinterhand haben.“ Dieses As könnte die Deutsche Marine sein. Die nutzt unbemannte Fluggeräte, die vollautomatisch fliegen, aufklären und schießen können – keineswegs nur auf Piraten. So stellte die Technische Universität Clausthal-Zellerfeld einen unbemannten Mini-Hubschrauber mit 1,80 Meter Spannbreite vor, der auf jedem Kriegsschiff starten kann und durch Thermokameras sein Ziel eigenständig verfolgt.

Thyssen-Krupp Marine Systems hatte auf die Messe seine Modellstudien für 81 Meter lange Offshore-Korvetten mitgebracht. Deren Aufgabe könnte bald der Schutz von Ölplattformen oder Windparks sein. Zu Thyssen-Krupp gehören die norddeutschen Werften Blohm+Voss, HWD und die Nordseewerke in Emden. Die Deutsche Marine sieht hier ein neues Betätigungsfeld heranwachsen.

HERMANNUS PFEIFFER