ORTSTERMIN: DIE BAUSTELLE DER INTERNATIONALEN GARTENSCHAU IN HAMBURG
: Ein Dixiklo in Atlantis

Draußen präsentiert die Landschaftsarchitektin Gudrun Lang den islamischen „Garten der ewigen Glückseligkeit“

Drei Bauarbeiter pöbeln und gestikulieren wild. Vor ihnen weisen alle fünf Meter kleine grüne Pfeile, provisorisch an Bauzäune geheftet, den Weg zur Internationalen Gartenschau in Hamburg-Wilhelmsburg (IGS). Am 26. April 2013 soll auf dem 100 Hektar umfassenden Gelände alles fertig sein. Das Motto: „In 80 Gärten um die Welt“ - angelehnt an Jules Verne.

Eigentlich ist das Areal mittlerweile abgesperrt, geladene Journalisten dürfen die zarten Knospen der schweißtreibenden Buckelei trotzdem begutachten. Treffpunkt: 09.45 Uhr, vor dem IGS-Zentrum. Der eigens gecharterte Reisebus lässt auf sich warten. Manche hier sehen aus, als stünden zwei Wochen Angelurlaub bevor: Regencape, eine Umhängetasche, die auch eine Angelrute aufnehmen würde. Als alle endlich sitzen, ist Klassenfahrtstimmung greifbar. Die Coolen lümmeln hinten, die Streber sitzen vorne. Der Sprecher wünscht „eine segensreiche Tour zur Welt der Religionen“. Das „Hoch auf unsern Busfahrer!“ bleibt gerade noch im Halse stecken.

Erste Rast ist eine kleine sanierte Kapelle, drinnen ertönt erst klassische Musik, dann Canned Heat. „Let’s work together“, schrammelt es aus den Boxen, ehe, holprig ausgefaded, der Titel als Leitsatz die Floskelolympiade der Verantwortlichen einläutet. „Ein konstruktiver Dialog“ folgt einem „innovativen Projekt voll internationalem Glanz“. Draußen präsentiert Landschaftsarchitektin Gudrun Lang den islamischen „Garten der ewigen Glückseligkeit“, direkt neben dem buddhistischem „Meditationsgarten“, in dem einmal „Segensfähnchen mit jedem Windhauch gute Wünsche für alle Wesen in alle Himmelsrichtungen“ hinaus tragen sollen. Sie deutet auf eine kahle grüne Rasenfläche, es nieselt leicht. „Momentan ist es noch nicht ganz sichtbar“, sagt sie.

Nachdem sich der Bus verzweifelt durch viel zu schmalen Wege manövriert hat, eröffnet sich Atlantis, der verlorene Kontinent, voll von „sagenumwobenen Schätzen“. Ein Dixiklo thront zwischen jungen Tannen, dahinter liegen vergessen ein paar Arbeiter-Handschuhe. „Hier wird in der Dunkelheit bald alles glitzern, hier, über dem blauen Pflanzenmeer, und da hinten gibt es dann eine Menge Lichteffekte“, sagt ein Sprecher, „aber die spannenden 20 Prozent kommen erst ab Frühjahr.“ Eine Journalistin fragt: „Was symbolisiert das Blau?“ Generalplaner Stephan Lenzen eilt herbei: „Das ist relativ banal, das Blau symbolisiert Wasser.“ Auch Stadtentwicklungssenatorin Jutta Blankau ist gekommen, sieht „eine tolle Chance für den Stadtteil“ und lässt sich artig ablichten. Den Schlusspunkt setzt Sansibar, ein Stein hier: „Sinnbild für unerfüllte Wünsche und Sehnsüchte“. ARNE SCHRADER