petition der woche
: Ein Denkmal für die „Hexe von der Kö“

Anlass der Petition Eine in Düsseldorf beliebte Straßenkünstlerin ist verstorben

Das will die Initiatorin Ein Denkmal für Angela Spook

Das will sie eigentlich Ein kleines bisschen Unsterblichkeitfür ein örtliches Original

Vor Ort eine Berühmtheit und aus dem Stadtbild kaum noch wegzudenken – so hat wohl jede Stadt ihr ganz eigenes „Original“. In Düsseldorf war das Angela Spook, die „Hexe von der Kö“. Spitzer Hut, Besen in der Hand, Rabe auf der Schulter: So stand sie 25 Jahre lang jeden Tag als lebendige Statue an ihrem Stammplatz zwischen dem Schuhaus Prange und dem Juwelier Blome. Legte man ihr ein paar Münzen hin, zwinkerte sie zum Dank. Schüttelten Passant:innen verständnislos den Kopf über sie, rollte die Hexe mit den Augen.

Doch seit einigen Monaten ist der Platz verwaist. Kürzlich berichteten dann Lokalmedien, dass die Straßenkünstlerin im Alter von 66 Jahren verstorben ist. Was macht eine Stadt, wenn ihr Original nicht mehr da ist? Diese Frage treibt auch Marina Paciorek um. Paciorek arbeitet als KfZ-Lackiererin und lebt seit 10 Jahren in der Stadt. Sie kannte Spook wie so viele nur vom Sehen. Am Telefon sagt sie: „Wenn jemand für 25 Jahre konstant an der gleichen Stelle steht und die Leute aufmuntert und plötzlich nicht mehr da ist, dann fehlt einfach etwas.“ Seit ihr Ableben bekannt wurde, tauschen Düsseldorfer:innen in Kommentarspalten Erinnerungen und Anekdoten über die „liebe, gute Hexe“ der Stadt aus. Doch so etwas geht in unserer hektischen Zeit schnell wieder unter. „Wenn man diesen Moment nicht nutzt, verläuft das im Sand“, sagt Paciorek.

Also nahm die 29-Jährige in der Mittagspause ihr Smartphone und googelte erst mal, wie man überhaupt eine Petition erstellt. Gemacht hatte sie so etwas nämlich noch nie. Sie veröffentlichte die Petition schließlich beim Portal openpetition.de, weil sie las, dass man dort die Laufzeit leicht verlängern könne. Sie rechnete nicht mit einem schnellen Erfolg. Nach kurzem Einlesen erstellte sie die Petition in einem Rutsch.

Angela Spook habe einen bleibenden Eindruck hinterlassen, schreibt sie im Petitionstext, deshalb habe sie auch „ein ebenso bleibendes Denkmal verdient“. Eine Statue für die lebende Statue also. Diese Forderung findet schnell Zustimmung: „Die Kö ohne Angela ist komisch“, schreibt jemand in den Kommentaren unter der Petition. Mittlerweile haben mehr als 1.600 Menschen unterschrieben, die meisten offenbar aus Düsseldorf. Sie wolle mit ihrer Petition vor allem auf die Beliebtheit der „Kö-Hexe“ hinweisen, sagt Paciorek. Aber sie hat auch ein klares Ziel vor Augen: Sie will mit Düsseldorfs Oberbürgermeister persönlich ins Gespräch kommen und für ein Denkmal für Angela Spook werben. Aber reichen dafür Unterschriften und wenn ja, wie viele?

Die „Interessensgemeinschaft Königsallee“ äußert sich auf taz-Anfrage zurückhaltend. Von der Initiative wisse man, sagt Geschäftsführer Hans Meijers. Aber vor der nächsten Vorstandssitzung im September könne man nichts sagen. Es sei auch offen, ob das Denkmal auf dem Bürgersteig der Königsallee stehen könnte, also auf öffentlichem Grund, oder eher vor Spooks Unterkunft im Stadtteil Flingern. Gedenkt Düsseldorf seiner Hexe womöglich in einem Hinterhof? Für Marina Paciorek ist es nicht wichtig, aus welchem Material die Statue sein wird, oder wie sie genau gestaltet ist. Aber der Ort ist für sie nicht verhandelbar: Zwischen dem Schuhgeschäft und dem Juwelier, wo die „Hexe von der Kö“ immer stand.

Cornelius Stiegemann