Mohammed B. für immer im Knast

Der Mörder Theo van Goghs ist zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Der Richter sieht keine Chance auf Resozialisierung: Mohammed Bouyeri hat angekündigt, seine Tat wiederholen zu wollen, wenn er könnte

AMSTERDAM taz ■ Mit unbewegter Miene nahm Mohammed Bouyeri, der Mörder des niederländischen Filmemachers Theo van Gogh, sein Urteil hin: lebenslange Haft. Das verkündete gestern ein Gericht im Amsterdamer Stadtteil Osdorp. Damit wird der Marokkaner mit niederländischem Pass vermutlich sein restliches Leben hinter Gittern verbringen. Denn in den Niederlanden heißt „lebenslänglich“ tatsächlich bis zum Tod. Bisher sind von sechzehn Verurteilten nur zwei vorzeitig begnadigt worden.

Mit dieser Strafe folgte der Richter der Forderung des Staatsanwalts. Er sah es als erwiesen an, dass Bouyeri den Künstler Theo van Gogh am 2. November 2004 brutal auf offener Straße ermordet hat. „Es war eine grausame Tat“, sagte Richter Udo Willem Bentinck. Der Angeklagte hatte van Gogh von dessen Fahrrad geschossen, mehrfach auf ihn eingestochen und ihm schließlich mit einem Schlachtmesser die Kehle durchtrennt. „Damit hat er bewiesen, dass er keinerlei Respekt vor dem menschlichen Leben hat“, fügte der Richter in seiner Urteilsbegründung hinzu. Der Angeklagte habe keine Reue gezeigt und es gebe keine Chance auf Resozialisierung, so Bentinck. Bouyeri hatte noch am letzten Verhandlungstag vor knapp zwei Wochen erklärt, er würde das Gleiche wieder tun, wenn er könnte.

Mit seiner Tat hat der 27-Jährige nicht nur einen Mord begangen, sondern auch für ein Erdbeben in der niederländischen Gesellschaft gesorgt. „Er wollte den Niederländern Angst einjagen und das Zusammenleben stören“, sagte der Richter. Besonders schwer wiegt dabei die Bedrohung der liberalen Abgeordneten im niederländischen Parlament, Ayaan Hirsi Ali.

Die aus Somalia stammende Frau hatte das Drehbuch zu van Goghs Film „Submission“ geschrieben, in dem der Islam für seinen Umgang mit den Frauen stark angegriffen wird. Bouyeri hatte bei dem Toten van Gogh einen an Hirsi Ali adressierten Drohbrief zurückgelassen. Die Abgeordnete musste mehrere Monate untertauchen und steht noch immer unter Polizeischutz. Ihre Arbeit als Abgeordnete kann sie nur noch eingeschränkt wahrnehmen.

Das besonders harte Urteil soll auch ein Zeichen im Kampf gegen den islamistischen Terror sein, der die Niederlande seit dem Mord an van Gogh immer wieder in Angst versetzt. Erst vor einigen Wochen wurde ein 17 Jahre alter Marokkaner festgenommen, bei dem eine selbst gebastelte Bombe gefunden wurde. Angeblich soll die für den rechtspopulistischen Politiker Geert Wilders bestimmt gewesen sein.

Heute stehen in Rotterdam zwölf Mitglieder der so genannten Hofstad-Gruppe vor Gericht. Auch Bouyeri soll zu dieser Terrorzelle Kontakt gehabt haben. Die rund 20 Mitglieder, die zurzeit fast alle im Gefängnis sitzen, sollen mehrere Anschläge in den Niederlanden geplant haben. Die Regierung geht insgesamt von rund 20 aktiven Extremistengruppierungen im Land aus.

Bouyeri soll seine Strafe nun getrennt von den übrigen Gefangenen verbringen. Damit soll verhindert werden, dass er seine Ideen im Gefängnis verbreitet. CLARA ROSENBACH